Biskaya in 55 Stunden

Camaret-sur-Mer läßt nicht tief, aber weit blicken. Die große Hafenzufahrt, in der immer einige Schiffe ankern, die andere Buchtseite mit ihrem geschäftigen Treiben und Lokalitäten. Vor unserer Weiterfahrt lernen wir den Einhandsegler Hans von der SY Snowball kennen, der auch hier Zwischenstop macht und weiter Richtung Spanien will. Danke Susanne für’s „Verkuppeln“ ;-). Während (Snowball)Hans sich bereits am Mittwoch auf den Weg über die Biskaya macht, wollen wir uns auf jeden Fall bei einer Klippenwanderung noch ein wenig die Füße vertreten. Die Aussicht auf drei Tage dauerhafte Kurzstrecke auf dem Boot spornt uns zusätzlich an.
Am Tag vorher habe ich entschieden, meinen Haaren ihre mittlerweile graue Naturfarbe wiederzugeben. Das scheint mir für das kommende Jahr entspannter, kostet mich aber doch Überwindung. Hier in Camaret ist es dann aber soweit. Ich bestelle bei der netten Friseurin des Ortes einmal Schneiden, kein Färben und gelegt werden muß eh nix 😉 Immerhin ist das Ergebnis nur halb so grau, wie ich dachte. Beim nächsten Mal wird’s anders sein.
Die Klippenwanderung dann (ich halb ergraut) ist entspannend und anstrengend zugleich. Stundenlang kraxeln wir weiter und müssen aber irgendwann leider zurück. Bis heute fragen wir uns, warum wir die ganze Zeit über nur eine Möwe und keine weiteren Vögel gesehen haben.
Donnerstag morgen um kurz vor 10 h dann Start zur Biskaya-Überquerung. Es ist nicht der übliche Start, sondern einer mit Kribbeln im Bauch. Die Wetterprognose für die nächsten 3 Tage paßt aber gut, so dass wir davon ausgehen, relativ entspannt die ca. 350 Meilen bis Coruna zu segeln. Die ersten zwei Tage stimmt auch alles, wir kommen gut voran, auch die Umstellung auf den neuen Schlaf- und Wachrythmus nachts funktioniert gut. Sogar das Brotbacken klappt auf Anhieb 🙂 . Sofort am ersten Nachmittag besucht uns eine Delfinschule, die ausdauernd mit Karl spielt. Am dritten Tag morgens in der Dämmerung dreht der Wind von Nord nach West und das auch noch – wie nicht vorhergesagt – auf 5-6 Beaufort (die Böen schaffen problemlos auch 7 Bft.). Unser eigentliches Ziel Coruna ist nicht zu halten, so dass wir den Wind entscheiden lassen und als Ziel Ribadeo wählen. Hans freut sich auf eine möglichst zügige Ankunft, da Wellengang und das Hin- und Hergehacke des Bootes ihm den ganzen Tag zusetzen. Während Hans über der Reling hängt, bleibe ich vollkommen unbeschadet und fidel. Aber: man soll bekanntlich nie nie sagen. Und nach dem Anlegen ist auch Hans Übelkeit verflogen.

Nach knapp 300 Meilen sind wir also Samstagabend in Ribadeo angekommen und staunen nicht schlecht über die abwechslungsreiche Landschaft. Heute überrascht uns der kleine Ort mit seinen knapp 10.000 Einwohner/innen mit einer Lebhaftigkeit, die uns gleich mitreißt. Im atmosphärischen Zentrum wird überall gegessen, getrunken, palavert und um 15.00 h haben auch wir bereits frische Austern auf dem Markt geschlürft, einen Martini getrunken und süßes Gebäck im Park genossen. Großartig, dieses Flair zwischen schönen Gassen und 10 Minuten Fußweg weiter gelangt man zu einer Badebucht, in der geplantscht und gesonnt wird. Heute abend wird Live-Musik im Park geboten, da wollen wir hin. Und vorher noch Pulpo essen…

 

About the Author

Comments are closed.

Leuchttürme

logbuch