Liebeserklärung an Galizien

Langsam geht ein Kapitel unserer Reise zu Ende.

Fast vier Wochen haben wir hier verbracht und die Zeit in vollen Zügen genossen. Eine beeindruckende Küstenlandschaft, die tief eingeschnittenen Buchten, Rias, die schönen Orte, die freundlichen Menschen, das gute Essen. Einziger kleiner Makel, das kalte Wasser: zwischen 15 -19 Grad macht das Baden nicht unbedingt zum Vergnügen. In Sanxenxo mal das absolute Gegenteil vom ruhigen und beschaulichen Galizien: ein Ort, der vom Tourismus beherrscht wird. Spanien, wie der Pauschaltourist es zu kennen glaubt, mit überfüllten Stränden und Clubs (danke Susanne für den Tipp, ich war der Meinung das hieße heute auch noch Disco… ) bis morgens um sechs. Am nächsten Tag, als wir östlich der Islas Cies in einer Bucht geankert haben: Wir kamen um die Ecke und es lagen um die 100 Yachten dort. Samstagnachmittag, es war warm und Vigo ist nicht weit. Die Bucht, weitläufig und mit einem tollen Strand, kein Wunder also. Abends reduzierte sich die Anzahl der Boote dann deutlich und Ruhe tritt ein. Am Sonntag war schlechtes Wetter angesagt!

Aber überwiegend sind es die kleinen Orte, Häfen und Buchten, die es in Überzahl gibt und von denen wir in den letzten Wochen nur eine Ahnung bekommen haben, die uns begeistern. Und nicht vergessen darf man den Jakobsweg. Wenn er Orte mit seinen Ausläufern berührt, bestimmt und prägt er diese Orte und man sieht, sie profitieren davon. Muxia ist so ein Dorf, das uns in seiner Buntheit sehr lieb geworden ist. So haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, Santiago de Compostella zu besuchen. Mit dem Bus von Portosin aus. Insgesamt waren es ca. 50 km, einmal umsteigen in der Küstenstadt Noia. Von dort ging es in die Berge. Recht abenteuerliche Fahrweise (der Bus war reichlich verspätet), aber beeindruckende, vorbeiziehende Landschaften. Geprägt vor allem durch die ausgedehnten Eukalyptuswälder. Eukalyptus wächst schnell und lässt sich gut vermarkten. Dieser Trend setzt sich auch in Portugal fort und trägt zu den immer häufiger und heftiger auftretenden Wäldbränden bei. Eukalyptus brennt wie Zunder!) Angekommen in Santiago de Compostella erleben wir den „Hype der Wallfahrt“. In Mehrzahl junge Menschen (kommt uns so vor), die sich glücklich schätzen, den Weg, wie weit er auch immer war, geschafft zu haben. Teilweise humpelnd, aber überaus glücklich, liegen sie sich vor der Kathedrale in den in den Armen. Uns -als Nichtpilger- wundert schon fast, daß wir ohne finanziellen Obolus nach recht kurzer Wartezeit in den Dom gelassen werden. Die eigentliche Warteschlange ist dann aber erst im Dom, zum Grab des Jakobus. Hier prunkt das Gold, wir sind geblendet. Das ist zu viel Gold für uns, die Schlange zu lang, der Obulus zu hoch? Wir haben nicht gefragt und so lassen wir uns am Nachmittag in den vollen Altstadtgassen und den nicht so vollen, aber auch wunderschönen Parks treiben.

Aber es sind gerade die kleinen Orte wie das bunte Cabo de Cruz (es ist tatsächlich bunt: die Häuser sind hauptsächlich blau, rot, gelb und grün gestrichen oder gefliest) mit seiner Muschelindustrie, die uns viel mehr anziehen. Die Muschelfischer, die ihre Arbeit mit ihren bunten Booten auf den Muschelflößen verrichten. Die Miesmuscheln, doppelt so gross wie die niederländischen oder französischen, einfach köstlich. Auch der Oktopus, den es in jedem Ort gekocht mit Paprika und Olivenöl gibt, die Tapas in unterschiedlichsten Variationen…

Unser bleibender Eindruck: eine wunderschöne Landschaft, ein tolles Segelrevier, die meisten Orte nicht überlaufen, die Häfen, in denen eigentlich immer ein Platz frei ist, die Hafenmeister/innen, die sehr zuvorkommend und fast beleidigt sind, wenn man sich nicht angemeldet hat (denn dann können sie nicht rechtzeitig am Steg sein und helfen), mit herrlichen Buchten zum Verweilen und wunderschönen Orten, die sich nicht hinter Griechenland oder Kroatien verstecken müssen. Wir hoffen, dass wir hierher noch einmal zurückkehren können.

Heute sind wir auf der Insel Cies angekommen, noch einer der Höhepunkte Galiziens auf der Reise in den Süden.

Die Ilas Atlanticas – die den Rias vorgelagerten Inseln – bilden ein Naturschutzgebiet. Hier muss man sich für eine Segelerlaubnis im Internet anmelden. Wenn man diese bekommen hat, ist noch eine Ankergenehmigung für die einzelne Insel, die man besuchen will, erforderlich. Hört sich kompliziert an, war aber dank Internet und Hilfe des Hafenmeisters in Cabo de Cruz kein Problem und auch innerhalb von zwei Tagen erledigt. Kostenlos wohlgemerkt. Maximal darf man hier zehn Tage ankern. Wir entscheiden uns für zwei Tage Isla de Cies, die südlichste der Inseln und angeblich auch die schönste (laut Wikipedia wurden die Strände 2006 vom Guardian zu den schönsten weltweit gewählt). Schön sind die Strände, schön ist die Insel, das können wir bestätigen.
Am ersten Tag empfängt sie uns mit dichtem Nebel, Wolken verhangen und recht kühl. Wir ankern zusammen mit Martina und Christian im Süden und brechen am Mittag zu einer Bergtour auf. Die beiden waren schon früher los und hatten das Glück, noch ein bischen den Ausblick zu geniessen. Oben angekommen konnten wir nur noch schemenhaft die Umgebung erkennen. Trotzdem ein beeindruckendes Erlebnis. Die Nacht vor Anker war sehr unruhig. Kein Wind, aber der Atlantikschwell brachte Karl ordentlich ins Schaukeln. Früh um acht, ein wenig genervt, haben wir vor den Hauptstrand verlegt. Versöhnt hat uns dann heute den ganzen Tag die Sonne. So konnten wir diesmal den nördlichen Teil der Insel erwandern, der nicht weniger beeindruckend war.

Zu erwähnen ist, daß wir nicht alleine auf der Insel sind. Es gibt Fähren, die aus der näheren Umgebung Tagestouristen bringen, die dann die Insel, vor allem aber natürlich die wunderschönen Strände, bevölkern. Auch einen Camingplatz gibt es, für diejenigen, die etwas länger bleiben wollen.

Alles in allem zwei Tage, die sich absolut gelohnt haben und nahtlos in unser Bild von Galizien passen. Auch jetzt, tief in der Nacht ist es wieder unruhig, der Wind bläst mit 4-5 bft und es schaukelt ganz ordentlich.

Als letzten Hafen vor Portugal werden wir morgen Baiona ansteuern.

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