Porto Santo – die Goldene

Porto Santo zieht uns bereits bei der Ansteuerung von See aus in seinen Bann. Obwohl der höchste Berg hier nur 517 m hoch ist, wirken alle Erhebungen auf diesem kleinen Eiland imposant. Der Blick wandert von einem braunen Hügel zum nächsten, an der Küste mündet das Braun der kargen Berge meist in einen goldenen Sandstrand. Deshalb wurde Porto Santo auch früher „die Braune“, heute wird sie touristenwirksamer die „goldene Insel“ genannt. Die Goldbraune trifft es wohl am besten. Bewohnter Mittelpunkt der nur 6 km breiten und 11 km langen Insel ist Vila Baleira an der Südküste mit 2.700 von insgesamt ca. 5.500 Inselbewohner/innen.
Vila Baleira sehen wir zunächst nur vom Hafen aus. Für uns heißt es erst einmal wieder, einklarieren und polizeilich anmelden. Wir fragen uns nicht mehr, was diese polizeiliche Anmeldung mit den EU-Regelungen zu tun hat, sondern machen einfach mit. Manchmal kommt dann auch noch die Wasserpolizei zwecks Ausweiskontrolle zum Boot. Alle sind sehr freundlich und machen halt auch nur ihren Job. Der Hafen wurde bisher privat geführt, befindet sich jetzt aber in kommunaler Verwaltung. Seele des Hafens ist eindeutig Maria. Sie reinigt die sanitären Anlagen und kümmert sich um den Waschbetrieb im alten Hafengebäude. Bei nur einer Waschmaschine und einem Trockner stehen die Tüten in der Warteschlange aufgereiht davor. Maria hat auf jeden Fall unsere Wäsche aus der Maschine geholt, in den Trockner und die nächste Wäsche mit dem Waschpulver aus einer anderen Tüte in die Maschine gestopft. Einfach wunderbar, diese unkonventionelle Art und dazu das schelmische „It’s ok, Lady“.

Da Hans erkältungsmäßig angeschlagen ist, mache ich mich zunächst alleine auf den Weg in die Stadt. Der Weg führt ca. 20 Minuten entweder an der Hauptstraße oder direkt am Strand lang. Ich wähle zweiteren und denke am Ende, dass manche Wege einfach viel zu schnell enden. Vila Baleira könnte auch gut den Beinamen „die Entspannte“ heißen. Alle und alles ganz entspannt, keine Hektik, fast autofreie Innenstadt, breite Gassen und Straßen…und überall Palmen und Drachenbäume. Mir geht wieder einmal das Herz auf.

Und dann müssen wir zur Apotheke, wegen schnöder Erkältungsmittel. Wir sind mit unseren Medizinvorräten gegen so ziemlich alle bedrohlichen Situationen ausgestattet, haben aber nix gegen Erkältung dabei. Der nette Hafenmeister leiht mir sogar sein privates Fahrrad, weil es nur in der Stadt einen Radverleih gibt.
An meinem Geburtstag machen wir mit 16 anderen Tourist/innen eine Sightseeingtour über die Insel in einem kleinen offenen Bus. Er hält auch am beeindruckenden Strand am Ponta da Calheta. Feinster Sand, bizarre Felsformationen im Wasser, Palmen und fast gähnende Leere. Wir können uns kaum satt sehen. Abends in der Wine Bar 3V’s essen und trinken wir Hausgemachtes. Trockenfisch, selbst gezogene Tomaten, Brot mit anteiligem Traubenkernmehl, Eis mit eingelegten Feigen und natürlich probieren wir den Vinho do Porto Santo. Schmeckt eher nach Sherry und ist daher eher in Maßen, denn in Massen empfehlenswert. Hier schlagen wir ausnahmsweise mal nicht im Wörterbuch nach und übersetzen für uns Moelas mit Muscheln. Skeptisch werde ich nach dem zweiten schmackhaften Bissen, weil ich mich frage, wie man Muscheln so fest kochen kann. Kann man nicht…wohl aber Muskelmägen, wie die hier vom Huhn. Nach 25 Jahren fleischfreier Kost haben aber weder mein Kopf noch mein Magen rebelliert 🙂

Seit Dienstag sind Max und Ruth für 14 Tage an Bord. Wir haben eine schöne Wanderung auf den 423 m hohen Pico Branco im Nordosten der Insel gemacht und die Anlandung von Christopher Kolumbus mit der Santa Maria erlebt. Jedes Jahr wird hier auf Porto Santo drei Tage lang das Kolumbus-Festival gefeiert und die ganze Umgebung in eine Atmosphäre des 16. Jahrhunderts versetzt. Kolumbus hat hier gelebt, geheiratet und so wird das Festival auch genutzt, um die Inselgeschichte tänzerisch, musikalisch und theatralisch am Strand darzustellen. Ein großes buntes und liebevoll gestaltetes Spektakel, das den Strand über Stunden mit Menschen füllt.

Mittlerweile haben wir uns auch auf der Hafenmauer verewigt. Es ist eine nette Tradition hier auf Porto Santo, dass sich die Crews damit quasi ins Gästebuch des Hafens eintragen. Morgen geht es nach 10 durch und durch entspannten Tagen 30 sm weiter nach Madeira.

Und sonst: Im Gepäck haben wir endlich neue Ebook-Reader, die Max und Ruth mitgebracht haben. Wir haben erstmals Micropur in unsere Wassertanks gegeben, nach dem Sichten einer großen Kakerlake bleiben die Schuhe auf dem Steg und Max hat sein Herz an Bolo do Caco verloren. Dieses traditionelle Fladenbrot wird aus Weizenmehl und gestampften Süßkartoffeln hergestellt und schmeckt mit Kräuterbutter einfach köstlich.



        

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