Auf hoher See …

Schweren Herzens, aber auch neugierig auf Porto Santo, werfen wir Samstagsnachmittags die Festlandleinen in Oeiras los. 480 Seemeilen liegen zwischen uns und Porto Santo, der kleinen Schwesterninsel Madeiras. Je nachdem, wie es klappt, werden wir 4-5 Tage unterwegs sein. Etwas Lampenfieber und Respekt sind vorhanden, die Biskayaüberfahrt hat das Vertrauen in Karl und uns aber auch gestärkt. Das Wetter macht es uns zudem „leicht“. Noch vor Einbruch der Dunkelheit müssen wir den Motor starten, aber das war vorhergesagt. Um Mitternacht passieren wir den Dampfertreck entlang portugiesischen Küste. Ganz schön was los hier und wir kommen gleich mehreren Frachtern sehr nah (oder sie uns).

Wir rechnen mit 12 Motorstunden, um vom Schwachwindgebiet vor der Küste wegzukommen. Gegen 03.00 h kommt aber schon, eher als gedacht, Wind auf. Endlich Motor aus, der Wind frischt auf 12 Knoten aus West-Nord-West auf. Wir hatten mit halbem Wind gerechnet, aber leider kommt der etwas westlicher. Also gut, dann segeln wir eben am Wind…immerhin können wir den Kurs 227° Grad halten. Ansonsten bleibt die Nacht ruhig. Zwar ist es mit 20°C nicht kalt, aber doch ziemlich feucht. Alles ist nass und klamm und beim Am-Wind-Kurs muss man sich gut hinter der Sprayhood verstecken, weil der Wind von schräg vorne kommt. Nach 4 Stunden Wache abgelöst zu werden, ist dann schon sehr angenehm. Wir versuchen, einen Schlaf-Wachrhythmus von drei Stunden einzuhalten, bis dann tatsächlich gewechselt ist, vergehen häufig aber doch 3,5 – 4 Stunden.

Der Sonntag vergeht relativ ruhig. Meist ist es bewölkt, die Sonne lässt sich nur wenig blicken, aber wir kommen Porto Santo näher. Abends brist der Wind auf. Wir reffen das Großsegel, damit wir nicht so viel Lage schieben. So ist es wesentlich angenehmer im Boot, vor allem auch beim Kochen und die Windfahnensteuerung steuert besser.

In der zweiten Nacht legt der Wind auf 20 Knoten zu, so dass wir auch die Genua reffen. Die Konstellation 20 Knoten Wind nachts auf Am-Wind-Kurs ist nicht wirklich entspannend. In der Nacht treten bei mir die ersten Anzeichen einer Erkältung auf…Kopfschmerzen, leichtes Unwohlsein. Morgens können wir die Genua wieder ausreffen.

Am Montag bemerken wir, daß der Windgenerator nur gedrosselt läuft, auch die Batterieanzeige sieht nicht normal aus. Bei Kontrolle des Reglers zeigt er keine Anzeichen von Regelung. Er scheint schlichtweg kaputt zu sein. Demnach entladen die Batterien also nur. Shit happens.
Ab jetzt heißt es also: ein bisschen Strom sparen. Wir machen erst einmal den Kühlschrank aus. Unsere 400 Ampere sollten so für die kommenden zwei Tage gut reichen und zur Not müssen wir eben den Motor als Generator nutzen.

Dienstagabend gibt es leckeren Blumenkohlauflauf und quasi zum Nachtisch besucht uns eine große Delfinschule. Eine wunderschöne Abendstimmung mit Delfinen, leckerem Essen und Sonnenuntergang…

Weil manchmal eins zum anderen kommt, können wir auch den direkten Kurs Porto Santo nicht mehr halten und müssen abfallen. So kommen wir etwa 20 Meilen südlich von der Ideallinie ab. Da aber für die vierte Nacht von Dienstag auf Mittwoch lt. aktueller Wettermeldung (per Satellit von Wetterwelt) ein deutlicher Winddreher auf Nord angesagt ist, kein Problem. In der Nacht geht es mir nicht gut und ich bekomme sogar ein bisschen Schüttelfrost. Silke übernimmt um ein Uhr und lässt mich die Nacht schlafen. Am nächsten Tag endlich Sonne und der Wind aus Nord, wir baumen die Genua aus und rauschen raumschots direkt auf Porto Santo zu. Da muss es mir auch besser gehen (leider nur kurzfristig). Gegen 14.00 h taucht in etwa 15 Meilen Entfernung die Insel  auf. Ein tolles Gefühl. Um 17.00 h laufen wir glücklich, aber auch ein bischen erschöpft in den Hafen ein. 483 weitere Seemeilen in ziemlich genau vier Tagen haben wir in unserem Kielwasser gelassen. Ein durchschnittliches Etmal (in 24 Stunden zurückgelegte Entfernung) von ziemlich genau 120 Seemeilen. Das ist ganz gut für unsern kleinen Karl. Aber wir sind auch froh, dass wir auf der wunderschönen Insel Porto Santo angekommen sind . Zu schade wäre es gewesen, gleich nach Madeira durchzufahren, und uns die Entspanntheit hier entgehen zu lassen. Aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag.

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