Segeln auf den Kanaren oder: 180 Meilen von Gomera nach Fuerteventura

Nach dem emotionalen Abschied von Vueltas geht’s südlich um Gomera rum, wieder Richtung Teneriffa.

Erst wenig Wind aus Westen, dann zwischen Gomera und Teneriffa 20-25 Knoten Wind aus Nord und 10 Meilen vor Teneriffa 5 Knoten aus Osten. Und anstatt daß wir Teneriffa bei unserem Näherkommen immer deutlicher sehen können, verschwindet die Insel immer mehr in einer gewaltigen Staubwolke. Nur die Spitze des Teides guckt noch raus. Als wir dann nachmittags im Hafen von Las Galettas einlaufen, ist auch der Teide verschwunden. Dieses Phänomen nennt sich hier Calima und ist letztlich Staub aus der Sahara. Das hatten wir schon häufiger, aber so massiv, das war neu. Ist auch nicht gesund…Grobstaubalarm!

Wir erkunden den Hafen und die Stadt. Ist es der Staub? So richtig warm werden wir weder mit dem Hafen noch mit der Stadt. Irgendwann wurde mal versucht, den Hafen hübsch zu machen. Mit Hafencafé, Restaurants, Farbe….in grossen Lettern steht sogar auf der Hafenmauer MARINA DEL SUR. Trotzdem blieb es beim Versuch. Neben und hinter unserem Karl Vermieter von Wasserscoutern… Ansonsten ist der Hafen Charterbasis und die Segelboote, die im Hafen liegen, sind unbewohnt. Tagsüber geht es noch, abends wirkt der Hafen auf uns verlassen . Der Zahn der Zeit nagt an allem und so richtig fühlt sich wohl keiner verantwortlich, hieran etwas zu ändern… Noch immer liegen Fischer im Hafen und verkaufen morgens an der Promenade ihren Fang. Trotzdem fühlen wir uns nicht wohl hier.

Die Stadt, früher ein kleines Fischerdorf, ist vom Tourismus in den siebziger und achtziger Jahren überrannt worden. Mittlerweile blättert überall der Lack. Wohl die sehr günstige Alternative von Tourismus ist der Stadtteil Costa del Silencio direkt neben dem Zentrum von Las Galletas. Das alles in der momentan braunen Staubwolke, die sich einfach auf alles legt. So brauchen wir ein wenig Zeit, um uns mit dem Ort anzufreunden. Denn es gibt auch Nettes. Hier in Las Galletas wohnen Spanierinnen und Spanier. Wenn man genau hinguckt: hier wird gelebt. Abends ist der zentrale Platz voller Menschen und die Pizzabude ist gerammelt voll. Hier probieren wir am nächsten Abend die Pizza und die schmeckt wirklich super.

So richtig gelingt es uns aber nicht, warm zu werden und wir sind nicht traurig, als wir die erste Wetterlücke nutzen, um nach Gran Canaria weiterzukommen.

Segeln auf den Kanaren. Mal etwas weiter ausgeholt. Das ist schon ein wenig speziell. Hauptwindrichtung ist im Winter der Nord-Ost-Passat. Also ist es in der Regel kein Problem, bequem mit im Mittel 15 Knoten Wind raumschots von Ost nach West zu gelangen. In die andere Richtung wird es dann natürlich schwieriger. Da muss man mehr oder weniger geduldig auf Wetterfenster warten. Die kommen aber auch. Wind aus Norden, Westen oder auch aus Süden. Meistens mit mehr Druck als durch den Passat.

Durch die hohen Berge entstehen zwischen den Inseln Winddüsen. Hier muss man mit bis zu 15 Knoten mehr Wind rechnen. Also kann es sein, dass man von einer Insel zur nächsten unterschiedlichste Windstärken und Windrichtungen abbekommt. Von Flaute mit leichten Winden von hinten auf der den windabgewandten Seiten der Inseln bis 25 Knoten Wind gegenan zwischen den Inseln.

Und dann sind da noch die Caps, da muss man grundsätzlich mit mehr Wind und auch extremen Winddrehern rechnen.

Hört sich kompliziert an, aber wenn man weiss, was einen erwartet und nichts erzwingen will ( heisst, auch mal auf passenden Wind warten); absolut machbar und es macht wirklich Spass, hier zu segeln. Für Abwechselung ist immer gesorgt.

Die besten Erfahrungen bezüglich Windprognosen haben wir übrigens neben dem Abo bei Wetterwelt mit der kostenlosen „Windy App “ gemacht. Hier werden auch diese lokalen Winbedingungen meistens sehr präzise vorhergesagt.

Früh geht’s von Las Galletas Richtung Gran Canaria los. Dank Vorhersage wissen wir: erst Flaute, ein zwei Meilen, aber sobald wir aus der Abschattung der Insel herauskommen, Nord mit gut 20 Knoten und mehr. Beim Segelsetzen im Hafen also gleich mal das erste Reff ins Gross. Um Sechs soll die Welt zwar noch in Ordnung sein, aber es ist empfindlich kühl. Seit Langem holen wir erstmal wieder das Ölzeug raus. Die erste Meile wird noch motort und dann geht der Ritt gegen Welle und Wind los. Karl zeigt, daß ihm das gefällt und mit guten 6 – 7 Knoten prescht er durchs Wasser, ohne drauf zu verzichten, in einer ziemlich konfusen Welle auch mal reichlich Wasser überzunehmen. Gut, das wir gerüstet sind. Nach 25 von 50 Meilen ist der Spass vorbei und von einem auf den anderen Moment fallen die Segel zusammen und für die restlichen Meilen darf der Volvo ran. Wir sind im Windschatten von Gran Canaria. Spätnachmittags legen wir in Puerto Rico in der Marina an. Die teuerste Marina auf unserer bisherigen Reise. Der private Hafen berechnet nicht die Bootsgrösse, sondern den Liegeplatz, den er gerade frei hat. So zahlen wir für eine 13 Meter Box (30 Euro die Nacht). Karl darf mal wieder zu den Grossen… Ok, wir wollen uns nicht beschweren, in der Regel zahlen wir zwischen 15 und 20 Euro bei den privaten und um die zehn Euro bei den staatlichen Häfen.

Was uns in Puerto Rico erwartet: viel, sehr viel Tourismus. Hotels und Appartementanlagen soweit das Auge reicht. Aber so schockiert wie wir noch im Dezember waren, als wir aus La Palma kamen, sind wir jetzt nicht mehr. Vielleicht sind wir entspannter, vielleicht haben wir auch einfach nichts anderes erwartet. Noch am Abend treffen wir im Hafen Lutz mit seiner SY Jacqueline, den wir schon auf Porto Santo kennengelernt haben. Die Segelwelt ist klein.

Zwei Dinge haben wir auf GC zu erledigen. Bei FedEx unseren vierten!!! Regler von Silentwind abholen ( der angeblich Ende Dezember nicht zustellbar war) und uns Taucheranzüge zum Schnorcheln zulegen.

Punkt eins: Wider Erwarten finden wir die Firma, die im Namen von FedEx ausliefert und was uns noch mehr überrascht, die sehr freundliche Mitarbeiterin stöbert tatsächlich unser Paket in den Unmengen an Paketen auf! Wow… Wollen wir hoffen, daß er auch funktioniert (tut er tatsächlich) ?

Punkt zwei: Wir fahren nach Las Palmas in ein grosses französisches Sportgeschäft und für mich gibt es auf Anhieb ein günstiges Angebot. Für Silke werden wir im Tauchladen in der Marina in Las Palmas fündig. Nach einem Baraquito in der Sailors Bay fahren wir spätnachmittags vollgepackt wieder zurück in den Süden. Späte Weihnachtsgeschenke!

Da die entsprechende Wetterlücke zum Weitersegeln am nächsten Tag nicht gegeben ist, erkunden wir nochmals, diesmal etwas intensiver, die Dünen von Maspalomas. Auch den frisch renovierten und gerade wiedereröffneten Leuchtturm El Faro lassen wir uns dabei nicht entgehen. Aber auch hier schrecken uns die Hotelanlagen nicht mehr so wie beim ersten Mal. Wir laufen an dem wunderbaren Strand entlang, verbrennen uns die Füße beim Besteigen der Dünen und geniessen einfach…Strand, Sonne, Meer.

Putz- und Flick-Tag bevor wir dann endgültig die 75 Meilen nach Fuerteventura in Angriff nehmen können. Auch diesmal trifft die Windprognose von Wetterwelt und Windy zu 100 % zu. Für die westlichen Inseln ist durch den spanischen Wetterdienst Starkwind mit bis zu 50 Knoten und in Böen mehr angesagt. Dies wird am späten Nachmittag auf alle kanarischen Inseln ausgeweitet. Windy sagt aber nur die „üblichen 20 – 25 Knoten“ in der Düse zwischen GC und Fuerteventura. Starkwind auf Fuerte erst am Freitag. Wir verlassen uns auf „unsere“ Vorhersagen und um halb sechs geht’s los mit 10 kn aus West. Dann herrscht Flaute, die Sonne geht auf und aus Nord kommt dann der angesagte Wind. Zwischen 20 und 25 Knoten aus Nord. Genua und Gross gerefft geht es die 55 Meilen gen Fuerte. Zwischendurch mehrmals Delfine, die sich aber mehr um sich, als um uns kümmern. Eine Delfinschule übt wohl grade Hochsprung. Unglaublich, wie elegant und vor allem, wie hoch sie immer wieder aus dem Wasser herausschnellen. Die letzten 10 Meilen dreht der Wind innerhalb kürzester Zeit auf Süd, dann auf Ost und dann ist er weg. Volvo wird wieder gefordert und die letzten 8 Meilen werden lang. Gegen 20.30 h empfängt uns der Marinero und zeigt uns unseren vorher im Internet bei Puerto Canarias reservierten Liegeplatz.

Insgesamt zehn Tage….vier Inseln…180 Meilen….drei Segeltage…. Wenn auch die ein oder andere Motorstunde dabei war, uns hat’s Spass gemacht.

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2 Comments to “Segeln auf den Kanaren oder: 180 Meilen von Gomera nach Fuerteventura”

  1. Bravo, das habt ihr aber gut hingekriegt!! Toller Bericht, schöne Bilder. Sind uns bekannt, aber immer wieder schöne zu sehen. Bin nun mal gespannt auf euren Bericht von Fuerteventura. Bin mir sicher, auch diese Insel wird euch gut gefallen. Viel Spass beim Erkundigen und bis wieder mal.

    1. Ihr seid so lieb zu uns… ? ? ? Gut das Silke dabei ist, den Bericht über Fuerteventura zu schreiben… Unsere Meinungen gehen ein bißchen auseinander… Liebe Grüße in die Karibik
      ?

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