Fuerteventura…der Funke ist nicht übergesprungen
Donnerstagmorgen, am 21.02., ein letzter Rundgang durch den Hafen von Morro Jable und ein letzter Blick auf die Rochen im Hafenbecken, bevor wir uns vormittags mit Karl und neuem Logbuch auf den mit 21 sm recht kurzen Weg nach Gran Tarajal machen.
Unser Logbuch ist voll, das neue ab Morro Jable handmade, da wir keins gefunden haben, dass uns zusagen würde.
Da der Wind zunächst aus Süd-Süd-Ost und dann aus Ost kommt, kreuzen wir einige Stunden und erreichen die Marina in Gran Tarajal gegen 18.00 h. Entgegen vieler Aussagen, dass es hier keine sanitären Anlagen gibt, befinden sich neben dem Marinabüro sowohl Toiletten als auch Duschen. Zwar gibt es kein warmes Duschwasser, aber immerhin. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kopiert unsere Papiere, das Marinabüro ist erst am Montag wieder besetzt. Also machen wir uns hungrig gleich auf den Weg zum Fischrestaurant der Fischervereinigung „Cofradia de Pescadores“ auf dem Marinagelände und lassen es uns schmecken.
Die Marina gefällt uns außerordentlich gut. Wir liegen mit Karl gleich gegenüber der Hafeneinfahrt und besonders der Blick zu Sonnenaufgang ist ein Grund mehr zum frühen Aufstehen.
Um mehr von der Inselmitte und auch den Norden Fuerteventuras zu sehen, mieten wir uns auch hier einen Wagen und fahren entlang der Ostküste zum Poblado de la Atalayita, einer zum Teil rekonstruierten Siedlung der Ureinwohner (Majoreros). Am angrenzenden Museum stehen wir auf Fuerteventura wieder einmal vor verschlossenen Türen, obwohl das Museum laut mehrerer offizieller Seiten geöffnet haben sollte. Im Nachhinein lesen wir, dass das Museum seit Jahren geschlossen hat. Die Überreste der Siedlung sind aber frei zugänglich. Da stehen wir zwischen den Ruinen inmitten eines großen Tals am Rande des Malpais Grande, dem größten Lavafeld Fuerteventuras, und fragen uns, warum dieser Ort wohl für den Bau einer Siedlung gewählt wurde. Wir lesen nach und stellen fest, dass es aus mehreren Gründen kaum einen besseren Ort zum Bau dieser Siedlung gegeben haben könnte und daß sich einem ohne Hintergrundwissen auch dieser geschichtsträchtige Ort nicht erschließen kann.
Im nahen Fischerdorf Pozo Negro wird noch heute Fischfang betrieben. Ein kleiner ruhiger Ort, direkt an einer windgeschützten Bucht gelegen, die gefahrloses Baden ermöglicht. In den beiden Lokalen vor dem Kiesstrand gibt es fangfrischen Fisch, eine planierte Fläche wird im Sommer von der Gemeinde für 60 Campingwagen kostenlos zur Verfügung gestellt. Gleiches wird von vielen anderen Gemeinden auf Fuerteventura praktiziert. Für manche spanische Familie ist dies die einzige Möglichkeit, den Sommer am Meer zu verbringen. Aufgrund der strengen Auflagen (kein offenes Feuer, keine Musik) bleibt es mit angeln, schwimmen und sonnen in der Bucht dabei ruhig und beschaulich.
Weiter geht es über die Hauptstadt Puerto del Rosario nach Corralejo an der Nordspitze Fuerteventuras. Von Corralejo aus wollen wir in den nächsten Tagen zur vorgelagerten Insel Lobos fahren, was seit dem 15.01.19 nur noch mit Genehmigung und per Fähre von Corralejo aus möglich ist. Aufgrund des vorhergesagten starken Windes und einer Absage für einen Liegeplatz in der Marina, sehen wir uns das Ankerfeld an. Die tanzenden Boote machen eine Planänderung erforderlich. Lobos werden wir dann von Lanzarote aus besuchen und bis zur Weiterfahrt bleiben wir in der Marina Gran Tarajal. Dort gefällt es uns auch weit besser als hier im touristisch trubeligen Corralejo. Etwas verblüfft beobachten wir von einem Café gegenüber der Marina aus, wie drei Jugendliche trotz ausdrücklichem Angelverbot im Hafen Fische aus dem Hafenbecken angeln. Aus einer mit Weißbrot gefüllten Tüte wirft der Erste Brotstückchen ins Wasser. Der Zweite wirft seine Angelschnur mit Haken hinterher und innerhalb weniger Sekunden zieht er den ersten Fisch aus dem Wasser, knallt den Fisch auf den Steg und schießt ihn mit einem Tritt in die Plastiktüte, die der Dritte auf dem Boden bereit hält. Innerhalb kürzester Zeit sind zwei Plastiktüten mit zappelnden Fischen gefüllt. Immer wieder etwas hektisch umherblickend ziehen die drei nach einer halben Stunde einen Steg weiter, weil die Anbißquote rapide nachgelassen hat. Unabhängig von der etwas rüden Art können wir uns kaum vorstellen, dass die Fische in dieser Menge für den Eigenbedarf bestimmt sind. Fast jedes der zahlreichen Restaurants hier bietet diesen Fisch (Streifenbrasse) an…aber wir wollen mal keinen Zusammenhang herstellen 😉
Ein zweites Mal machen wir uns auf Richtung Puerto del Rosario zum Karneval und besuchen auf dem Weg noch eine Ziegenfarm mit angeschlossener Käserei. Manchmal wird behauptet, es lebten mehr Ziegen als Menschen auf Fuerteventura. Stimmt nicht ganz, aber auf je 2 der ca. 100.000 Einwohner/innen kommt eine Ziege und da liegt es nahe, dass die Ziege (la Cabra) quasi das Wahrzeichen Fuerteventuras ist. Auf vielen Speisekarten steht daher neben dem Conejo Salvaje (Wildkaninchen) auch das Cabrito (Zicklein).
Es ist Karnevalszeit, Carnaval, auf den Kanaren und diese Zeit hat es in sich. Neben ansonsten fast ausschließlich kirchlichen Veranstaltungen und Festen bietet der Karneval die Möglichkeit, alle Konventionen zu vergessen. In einem Ort beginnen die oft bis spät in die Nacht dauernden Veranstaltungen, Aufführungen, Umzüge, Paraden, Galaabende und nach der Abschlußveranstaltung zieht der Karneval weiter in den nächsten Ort der jeweiligen Insel und alles beginnt von vorn. Wer noch nicht genug hat, kann also gleich im nächsten Ort oder auch auf einer anderen Insel weiter feiern. In vielen Orten wohl auch eine der wenigen Möglichkeiten, Menschen zu begegnen und kennenzulernen, die nicht aus dem eigenen dörflichen Dunstkreis kommen. Legendär der Karneval in Santa Cruz auf Teneriffa, kaum weniger aufwändig und ausgelassen in Las Palmas auf Gran Canaria, puderwerfend und komplett in weiß gekleidet in Santa Cruz auf La Palma. Da sind wir aber nicht…wir sind auf Fuerteventura. Und das war wohl ein etwas schlechtes Timing.
Angekündigt ist in Puerto del Rosario (ca. 30.000 Einwohner/innen) eine Straßenparade am Samstagabend mit anschließender Party und Auftritten lokaler Karnevalsbands. Irgend etwas muß schief gelaufen sein, im Hafen weiß der Kellner nicht einmal, dass der Karneval in Puerto del Rosario bereits begonnen hat. Wir sehen zwar einige Jugendliche auf der Bühne bei ihrer Sing- und Tanzprobe, ein paar Menschen tragen Kostüme oder Perücken, ansonsten keine Spur von Karneval. Es wäre schön für die etwas verschlafen wirkende Hauptstadt Fuerteventuras, wenn sich in den nächsten Tagen mehr Menschen ausgelassen und verkleidet beteiligen.
Sonntagsausflug bei strahlendem Sonnenschein nach Betancuria. Kurz vorher machen wir Halt am Mirador Las Penitas und haben einen ganz besonderen Blick auf eine grüne Oase im Tal, obwohl der einstige Stausee mittlerweile trocken liegt. Der weite Blick ist aber auch heute durch den anhaltenden Calima nicht möglich.
Kontrastprogramm zu den meisten anderen Ortschaften bietet das kleine Betancuria mit seinen 200 Einwohner/innen, bis 1835 Hauptstadt Fuerteventuras. Der gesamte Ort steht unter Denkmalschutz und hat fast musealen Charakter. Weiße zweistöckige Häuser mit Holzbalkonen und Umrahmungen der Fenster und Türen zwischen Palmen und Gärten. Es gibt ein 3D-Kino und ein Museum…es ist Sonntag und natürlich haben beide geschlossen. Die hierher gebrachten vollen Reisebusse haben die Preise ordentlich in die Höhe getrieben. Eine kleine Tasse Milchkaffee soll hier 3,50 € kosten…
Zwei riesigen Guanchenstatuen wünschen wir auf der Fahrt zum Mirador de Morro Velosa einen schönen Sonntag und stehen dann dort vor geschlossener Schranke. Das fuchst uns jetzt doch ein wenig, zumal der unter Leitung von Cesar Manrique erbaute Mirador als der schönste Aussichtspunkt Fuerteventuras gilt. Warum hier Sonntags an vielen Orten die Türen verschlossen bleiben, erschließt sich uns nicht. Genießen wir die Aussicht halt ohne das künstlerische Ergebnis des Landschaftsarchitekten.
Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass ganz La Oliva und nicht nur das Centro de Arte „Casa Mané“ am Sonntag geschlossen hat 😉
Über den kleinen Küstenort El Cotillo fahren wir zum Leuchtturm „Faro El Toston“ im Nordwesten der Insel. Mittlerweile besitzt der Faro drei Türme. Der erste Turm aus 1887 war nur 6 Metern hoch, das Leuchtfeuer von See aus kaum zu sehen. In den 1950er Jahren wurde dann der 2. Turm mit ca. 15 Meter Höhe gebaut, 1985 begann der Bau des dritten, 38 Meter hohen Turms. Schön ist es hier mit windgeschützten Picknicktischen nur ein paar Schritte vom Meer und seiner starken Brandung entfernt.
Vor der Überfahrt nach Lanzarote kaufen wir noch in Gran Tarajal ein (hinter der nicht abgedeckten Wurst- und Käsetheke wird gerade eine Trockenbauwand montiert), bringen den Wagen zurück, verbringen einen schönen Nachmittag bei Gabi und Ralf auf der Nirvana, die ebenfalls in Gran Tarajal liegt und essen abends noch einmal bei der Cofradia de Pescadores frischen Fisch. Am 26.02.19 lösen wir die Leinen eine Stunde nach der Nirvana-Crew, die direkt nach Arrecife segelt, während unser Ziel zunächst die Marina Rubicon an der Playa Blanca im Süden Lanzarotes ist.
One comment to “Fuerteventura…der Funke ist nicht übergesprungen”
Schöner Blog Silke. Man kriegt wieder Lust unterwegs zu sein. Liebe Grüße aus dem eisig kalten Salzburg. Lore