Lanzarote und der Geist von Manrique

Obwohl wir in der Marina Rubicon bis zum nächsten Tag bezahlt haben, wollen wir weiter.

Also Leinen los und rüber zu den Papagayo-Stränden. Der Anker fällt, aber wir fühlen uns dem Nachbarboot zu nahe. Als der Anker sich dann erneut in 7 m Tiefe eingegraben hat, stellen wir fest, daß der Ankerball etliche Meter hinter Karl davon schwimmt. Hans springt beherzt ins kühle Naß und holt den Ausreißer zurück. Noch ein Tauchgang und davon bringt Hans auch das Tau des Ankerballs mit. Es hatte sich beim Ankermanöver um Karls Schraube gewickelt und ratsch, den Ankerball abgerissen. Alles geklärt, Schwimm- und Schnorchelspaß kann beginnen. Anker auf am nächsten Mittag und kreuzend Richtung Arrecife, wo wir in der Marina Lanzarote festmachen. Hier werden wir bereits von Catherine und Frank von der SY Witch in Empfang genommen.

Die Marina Lanzarote ist recht neu, groß und hat die besten sanitären Anlagen einer Marina, die wir auf den gesamten kanarischen Inseln angetroffen haben. Sie ist nicht weit vom Charco und doch ruhig gelegen, selbst dann, wenn 4! Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen liegen. Ein Kilometer Kreuzfahrtschiff zeitgleich, aber immerhin ist unsere Blickrichtung eine andere, zumal wir auf der anderen Seite der Hafenmauer liegen. Ob sich die Vergnügungsmeile mit ca. 10 Restaurants, einigen Geschäften, einer Muckibude, einer Disco…auf Dauer halten kann, wird sich zeigen. Einige Spanier/innen leben hier auf ihren Booten, die Atmosphäre ist angenehm und freundlich. Dennoch gefallen uns die kleinen Marinas ohne viel Schnickschnack, in denen Karl neben den Fischerbooten liegt, besser.
Karls Wasserpumpe ist ungewohnt laut geworden und da kaufen wir vorsorglich mal eine neue in der gut sortierten Ferreteria, keine 10 Minuten Fußweg entfernt. Der Elektrofachhandel auf der gegenüberliegenden Seite kann uns ebenfalls mit einem Datenkabel von Raymarine weiterhelfen. Beide sind absolut empfehlenswert. Nach dem Wasserfilterwechsel hat die alte Pumpe sich wieder beruhigt, immerhin haben wir jetzt einen Ersatz.

Arrecife selbst mit seinen knapp 60.000 Einwohner/innen ist eine lebhafte Stadt, deren großer Anziehungspunkt eine Meerwasserlagune, der Charco de San Ginés (gestaltet von Manrique), ist. Hier treffen sich abends die Menschen in den Restaurants und Bars und lassen entspannt ihren Tag ausklingen. Mit vielen kleinen bunten Fischerböötchen darauf ist der Charco ein begehrtes Fotomotiv. Samstags flaniert man hier entlang zum kleinen Wochenmarkt an der Kirche. Wir besuchen das Museo de la Historia (die Kasse ist defekt, da erläßt man mal kurzerhand den Eintritt…wir lassen trotzdem eine Spende da) und flanieren dann zurück am Hafen vorbei zum Museum für zeitgenössische Kunst, kurz: MIAC. Auf dem Weg kommen wir an einer Open-Air-Werkstatt vorbei, in der aus alten Ölfässern kleine und kleinste Boote geformt werden. Eine schöne Idee, finden wir, und ein paar kleine Boote wandern in unsere Rucksäcke.
Kein geringerer als César Manrique hat sich dafür eingesetzt, dass das MIAC in der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Burg San José untergebracht wird. Da ist der Name schon so gut wie Garant für’s Gelingen und tatsächlich gefällt uns die perfekte Verbindung von alt und neu sehr.

Ein Augenschmaus am nächsten Tag allein die Fahrt nach Teguise. Das mittelalterliche Städtchen Teguise (Hauptstadt Lanzarotes bis 1852) mit seinen 1.600 Einwohner/innen zählt wohl zu den schönsten Orten Lanzarotes, obwohl es überwiegend vom Tourismus lebt. Es macht einfach Freude, durch Gassen und über Plätze mit ringsum strahlend weißen Häusern zu spazieren, kleine Pausen in einer Bar einzulegen oder in dem ein oder anderen netten kleinen Laden zu stöbern. Hier entdecken wir auch das auf Lanzarote gebraute NAO Bier und stellen fest, dass sich die Brauerei gleich in Hafennähe in Arrecife befindet. Max und Ruth sind vom Tag geschafft, also machen die Oldies Hans und Silke sich abends nochmal auf ins „El Camarote“, in die nur donnerstags und freitags geöffnete NAO-Kneipe.

Natürlich gehört auch ein Besuch der Fundación César Manrique ins Programm. Auf einem Grundstück von ca. 30.000 qm befindet sich das ehemalige 2stöckige Wohnhaus des Künstlers in Tahiche mit 1.800 qm Wohnfläche, 1.200 qm Gartenfläche und einem Pool inmitten von 5 Lavablasen. Treppen führen in die einzelnen Lavablasen, unterirdische Lavagänge führen in die Räume. Beeindruckend und faszinierend, aber kaum verwunderlich, dass Manrique sich hier etwas verloren vorkam und sich später „kleiner“ setzte.

Das kleine Örtchen Nazaret mit nur 900 Einwohner/innen ist besonders wegen des Museo Lagomar bekannt. Dieser imposante Gebäudekomplex mit Terrassen, einer Höhlenbar, verschlungenen Pfaden und Wassertunneln, der quasi in den Klippen eines Steinbruchs zu hängen scheint, wurde zwar von César Manrique entworfen, zieht aber viele Besucher mit dem Namen des Schauspielers Omar Sharif an. Es gibt viele Geschichten hierzu. Die Version im heutigen Museum ist die: Omar Sharif entdeckte bei Dreharbeiten zum Film „The Mysterious Island“ den Gebäudekomplex und kaufte ihn dem damaligen Besitzer, dem gewitzten Immobilienhändler Sam Benady ab. Der wußte um Sharifs Spielleidenschaft und forderte ihn noch am gleichen Abend zu einer Partie Bridge heraus. Daß Benady europäischer Bridge-Meister war, wußte Omar Sharif nicht. So kam, was kommen mußte. Nur wenige Stunden nach dem Kauf verspielte Sharif das Anwesen. Gewohnt hat er dort also nie. Er wurde aber im Nachhinein Namensgeber für das lagOMAR und hat es damit zum Publikumsmagneten gemacht. Obwohl der Zahn der Zeit ein wenig am Lagomar geknabbert hat, beeindruckt es doch durch seine von außen nicht zu erahnende Größe und Verschlungenheit.

Unser Museumspass für drei Museen gilt auch für den Cactusgarten (Jardin de Cactus). Wir verzichten jetzt auf den Hinweis, wer den erschaffen hat. Jedenfalls hat Manrique aus einem alten, heruntergekommenen Steinbruch (rofera) einen Platz für 450 Kakteenarten aus aller Welt geschaffen. Etwas „wilder“ würde es uns besser gefallen als die akurate Anordnung, wir fühlen uns ein wenig an eine Gartenschau erinnert. Allemal aber ein toller Ort inmitten der größten Kaktusplantagen der Insel.

Und dann müssen Max und Ruth nach 10 gemeinsamen Tagen mit viel Natur, Kultur, Schwimmen, Segeln, Kochen, abendlichen UNO-Spielen…auch schon wieder von Bord gehen. Wir bringen die Beiden zum Flughafen und zack, weg sind sie. Schön war’s mit Euch.

Weil Sonntag ist, fahren Hans und ich noch einmal nach Teguise zum legendären Sonntagsmarkt. Voll ist es hier, ziemlich voll. Mittags kommt der Karneval dazu, aber das fällt im Gedränge auch nicht weiter auf. Und obwohl unsere Freunde von der SY Tringa uns erzählt haben, dass nach dem Markt in den Bars die Einheimischen singen und die Stimmung in Teguise dann ganz besonders ist, machen wir uns schon vor Marktende auf den Rückweg. Es ist einfach zu viel, zu voll, zuviel Buntes…vermutlich hätten wir später kommen sollen. So haben wir das Beste vermutlich verpaßt. Aber c’est la vie.

In den letzten Tagen gab es kräfigen Wind aus Nordost. Das bleibt auch noch ein paar Tage so. Wir nutzen die Zeit für Basteleien an Karl (irgendwas gibt es bekanntlich immer zu tun), bringen den Wagen zurück, erledigen Einkäufe, Waschen, beobachten die Ausbildung der Fischer und gehen abends mit Catherine und Frank essen. So werden die Tage quasi vom Winde verweht und am Sonntag, 24.03.19, machen wir uns mit Karl auf den Weg nach La Graciosa.

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