Costa da Morte
Das schöne Coruna verlassen wir tatsächlich schon morgens um acht
…endlich wieder vom Hafen aufs Meer. Mit uns etliche, die auf die Wetterlücke gewartet haben. Respekt vor dem, was uns erwartet, weil, die Wellen vor Finisterre sollen beeindrucken. Noch sind wir vor Finisterre und der Name spricht für sich: Costa da Morte. Aber heute ist leider kaum Wind, zumindest ist für morgens wenig, aber im Laufe des Tages ist zunehmend Wind aus der richtigen Richtung angesagt. Camarinas ist der Plan, das sind etwa 50 entspannte Meilen. Schon kurz nach der Hafeneinfahrt macht sich die Atlantikdünung bemerkbar. Weit auseinandergezogen und 1,5 – 2 Meter hoch. Die ein oder andere auch höher. Boote, die mit uns unterwegs sind, verschwinden teilweise komplett dahinter. Da kommt eine Ahnung auf, was Atlantiksegeln bedeutet. Auch ohne Wind beeindruckt uns das sehr. Am späten Nachmittag erreichen wir den Rias Camarinas. Christian und Martina (SY Tiger Blue) sind vor uns und haben sich für die Marina in Muxia entschieden. Wir fahren tiefer in die Bucht hinein und ankern vor der kleinen Stadt Camarinas. Mittlerweile hat der Wind gut aufgefrischt und nachdem der Anker zuversichtlich hält, machen wir mit Karlchen unseren ersten Landausflug. Nach einem Cerveza Estrella Galicia frisch vom Fass und einer Portion Calamares geht es im Dunkeln wieder zurück.
Die Nacht ist unruhig, da mittlerweile doch ordentlich windig. Unser Silentwind (Windgenerator) ist gar nicht mehr ganz so silent, versorgt uns aber natürlich zuverlässig mit Strom. Ein bißchen unausgeschlafen wollen wir am nächsten Morgen Camarinas genauer erkunden, doch Silke ruft plötzlich von oben, dass wir uns gefährlich unserm Ankerlieger hinter uns nähern. Also schnell Ankerauf! Glück gehabt, dass wir nicht schon im Städtchen waren und eine neue Erfahrung, dass bei einem Ankergrund aus Steinen, Mudd und gaaanz viel Kraut, auch ein Rocna Anker seine Grenzen hat. Mittlerweile hat es auch weiter aufgefrischt und es sind gute 5-6 Bft. Die Lust auf Ankern ist uns vergangen und nach einem Telefonat mit Tiger Blue geht es ab nach Muxia in die Marina. Dort werden wir super freundlich von der Hafenmeisterin am Steg empfangen. Kein Vergleich mit den Erfahrungen in unseren Breiten. Unverständlicherweise ist der Hafen auch überhaupt nicht ausgelastet. Kaum angelegt kommt Christian (SY Animare) , ein Einhandsegler aus Deutschland, der hier schon eine ganze Weile unterwegs ist. Schnell wird die Seekarte herausgeholt und Tips ausgetauscht. Aus geplanten zehn Minuten werden so schnell 2 Stunden mit dem Wunsch nach mehr. Jetzt heisst es aber, Muxia kennenzulernen. Ein wirklich buntes Dorf und alle, die sich mit dem Jakobsweg auskennen, das eigentliche Ende des selben. So herrscht auch ein buntes Treiben aus Pilgern und Touristen. Ein deutlicher Unterschied zu Camarinas, das nicht vom Pilgerweg profitiert. Aus der Stadt heraus geht ein Weg zur Kirche, die ausserhalb auf den Klippen steht – dem Meer zugewandt. Da es schon vom Boot interessant aussieht, wollen wir auch das nicht verpassen und machen uns auf dem Weg.
Auf den Klippen am Cap machen wir die nächste Begegnung mit dem Atlantik. Hier donnern heute die Brecher gegen die Klippen. Bei strahlendem Sonnenschein und pfeifendem Wind.
Da tritt die Kirche, zumindest für uns, in den Hintergrund. Tief beeindruckt von der Schönheit der Landschaft landen wir wieder auf dem Schiff, auf dem wir bis in den frühen Morgen Martina und zwei Christians zu Besuch haben. Ein toller Abend nach beeindruckenden Erlebnissen.
Da wir nicht endlos Zeit haben, geht es bei der nächsten Wettermöglichkeit weiter Richtung Süden und diesmal steht das Cap Finisterre an. Eine Wetterscheide. Das Klima nördlich und südlich hiervon können sich deutlich voneiander unterscheiden und dementsprechend wild kann es dort zugehen. Auch jetzt ist die Situation so. Nördlich gerade mal 23 Grad, südlich davon über 33 Grad. Diesmal unter Segeln und zusammen mit der Tiger Blue, die kurz vor uns aufbricht, gehts in den morgendlichen dichten Nebel. Da lohnt sich das Radar und es wird auch entsprechend genutzt. Die voraussegelnde Tiger Blue sehen wir nicht nur auf dem AIS, sondern auch deutlich auf dem Radar, nur in der Realität vor uns ist alles weiß. Beruhigend zu wissen und für uns eine neue Erfahrung. Zwei Stunden später kommt die Sonne und das Cap Finisterre. In Sichtweite des Caps ist plötzlich der Wind weg … Wetterscheide halt. Wir dümpeln direkt vor dem Cap in absoluter Windstille. Die Sonne knallt und wir entscheiden uns bei 19 Grad Wassertemperatur, direkt am Cap zu schwimmen. Wir finden das zwar kalt, aber spannend, die Delfine, die plötzlich wie aus dem nichts auftauchen, finden uns aber langweilig und ziehen Ihres Weges.
Bis Corcubion geht es unter Motor in die tiefe Bucht hinein. Die letzten Meilen – schon in der Bucht – schlägt uns plötzlich ein fönartiger Wind entgegen – Wärme pur. Wir ankern direkt vor dem Strand und aus Erfahrung lassen wir jetzt vierzig Meter Kette, da auch diesmal der Wind recht ordentlich pfeift. Christian und Martina holen uns dann zum Abendspaziergang mit ihrem Dingi ab.
Auch hier, ähnlich wie in Muxia, geht noch ein Ausläufer des Jakobsweges durch die Stadt. Nach einem tollen Essen zu viert entschliessen wir, am nächsten Tag wieder zusammen in den nächsten Ria nach Portosin aufzubrechen. Ein Tipp von Christian, das sehr touristische und laute Muros auszulasssen und besser Portosin anzulaufen. Nach unspektakulärer Überfahrt, obwohl das Kreuzen in der Bucht nach Portosin richtig Spass gemacht hat, liegen wir vor Anker direkt vor dem Strand von Portosin. Lebhaftes Strandgetummel, dem wir uns auch badenderweise nicht entziehen können. Mittlerweile haben wir auch hier „deutsche Temperaturen“, deutlich über dreissig Grad. Wir entschliessen uns, hier ein paar Tage zu bleiben und von hier aus morgen einen Abstecher nach Santiago de Compostella mit dem Bus zu unternehmen.
Besten Dank an Martina und Christian für die schönen Fotos von Karl beim segeln!
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