Was hat Salazar mit Sardinen zu tun ?
Zwanzig Meilen – mit Alex als neuem Steuermann – geht es im Nebel, wie könnte es auch anders sein, unter Motor nach Peniche.
Wir meinen, den portugiesischen Weltschmerz, die Saudade, in solchen Situationen ein klein wenig verstehen zu können. Gegen Mittag laufen wir in einer der grössten Fischereihäfen (haupsächlich Sadinen) an der Atlantikküste Portugals ein und machen längsseits am Besuchersteg fest. Fischer- und Ausflugsboote machen hier ordentlich Schwell, so dass Karl mehrfach bedenklich an seinen Leinen reißt.
Gerade ist das große einwöchige Fest zu Ehren der Nossa Senhora da Boa Viagem, der Schutzpatronin der Fischer, vorüber. Die bunten Fähnchen werden wieder eingerollt, es nieselt. Der leicht schalige Geruch durch die Feuchtigkeit verstärkt unseren Eindruck: die Party ist vorüber, Peniche wirkt etwas verkatert.
Das Stadtmuseum in der Festung hat am heutigen Montag leider geschlossen. Zu Zeiten des faschistischen Regimes um Salazar war dies ein Gefängnis, in dem Regimegegner/innen gefangen gehalten wurden. Hier soll die die Geschichte Portugals zu dieser Zeit sehr gut aufgearbeitet sein. Schliesslich ist die Nelkenrevolution 1974-1976 in Portugal noch gar nicht so lange her und in vielen Köpfen der Portugies/innen wohl auch noch sehr präsent. So sind Fremdenhass, Diskriminierung und auch Ausgrenzung kein grosses Thema in der von vielen Nationalitäten bereicherten Bevölkerung.
Aber zurück nach Peniche. Wir entdecken auch eine Klöppelschule, in der filigrane Deckchen nach alter Tradition hergestellt werden. In wahnsinniger Geschwindigkeit fliegen die Klöppel durch die Hände der Frauen, werden Stecknadeln nach einem System neu gesteckt, das uns auch nach längerem Zusehen ein Buch mit 7 Siegeln blieb.
Eine kleine Nebenbetrachtung zu den von uns bisher besuchten Marinas in Portugal. In der Regel sind diese sehr einfach ausgestattet, ab und zu auch abenteuerlich, wie z. B. in Leixoes. Aber mit einfachen Mitteln und Idealismus wird versucht, die Häfen instandzuhalten. Die sanitären Anlagen sind manchmal, sagen wir auch abenteuerlich (aber das ist nicht nur in den Marinas so) und mit unserem gewohnten Standart nicht zu vergleichen. Ob die Preise, verglichen zu den Häfen in Deutschland, zu hoch sind? Wir denken nicht. Wir sind mit unserem 10-Meter-Boot und meistens unter 25 Euro Liegegebühr pro Nacht gut bedient. Kostenloser Strom-/Wasseranschluß am Steg Jgehört aber auch hier zum Standard in jedem Hafen. Und was viel mehr zählt: die Menschen sind überall freundlich, entgegenkommend und hilfsbereit. Auch wegen unserer nicht vorhandenen Portugiesischkenntnisse hat bisher niemand unfreundlich oder herablassend reagiert.
Wir können in Peniche nur kurz bleiben, da Lea und Alex schon Übermorgen den Flug ab Lissabon antreten müssen. Und Lissabon muss man natürlich gesehen haben, wenn auch nur kurz…
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