Auf zu den Kanaren
Madeira liegt leider hinter uns .Wir sind gut auf Teneriffa angekommen. Da wir uns bewusst auf den Westen der Kanaren konzentrieren wollen, haben wir uns für Teneriffa entschieden.
Mittlerweile ist der Regler für Solar und Wind ausgetauscht. Die Solarpaneele laden wieder, beim Wind sind wir uns nicht ganz sicher. Die Anzeige vom Regler flackert und letztlich haben wir zu wenig Wind, um dies vernünftig zu kontrollieren (wir werden wohl hier in Santa Cruz einen Fachmann zu Rate ziehen müssen). Im Moment haben wir schwachen Südwind. Das ganze beruht auf der Wettersituation im Atlantik, wobei der Hurrikan Leslie eine wichtige Rolle spielt. Dieser befindet sich im Moment mitten drin und driftet ostwärts! Nach einigen Vorhersagemodellen könnte er sogar die Kanaren treffen, auch wenn dies nicht sehr wahrscheinlich ist. Euch im Norden wird er einen goldenen Oktober bringen. Wir werden das weiterhin „interessiert“ beobachten 🙂
Die 280 Seemeilen von Madeira hier nach Teneriffa waren geprägt von schwachem Wind. Eigentlich sollten Dienstag noch akzeptable Winde um die 10 Knoten aus Nord-Ost wehen, dem war aber leider nicht so. Bei Abfahrt am Dienstagmittag mußten wir schon motoren. Erst in der ersten Nacht frischte der Wind noch etwas auf (= schönes Segeln), um dann aber gegen Morgen abzunehmen und auch noch auf Nord-West zu drehen (= doofes Segeln). So wurde es ein Spiel aus Ausbaumen des Vorsegels, grausamem Segelschlagen und motoren. Der Motor gewann, denn die Windvorhersage für die nächsten Tage sollte keine Besserung bringen, sondern eher die Situation mit Südwind verschlechtern. Insgesamt haben wir immerhin noch die Hälfte unter Segel geschafft, für die andere Hälfte haben wir eine Tüte Feinstaub produziert 🙁
Wir hatten ja auf Facebook schon die Frage, ob wir nachts ankern. Nein, natürlich nicht 😉 Es wird weiter gesegelt und um Wetter, Wind und Umgebung zu kontrollieren, darf immer – im Wechsel von ca. vier Stunden – eine/r aufpassen und Sterne und Schnuppen, Mond und Sonnenaufgänge gucken. Bedingt durch die Wassertemperatur von 24° liegt die Lufttemperatur mittlerweile bei fast durchgehend 24°, so dass die Nächte nicht mehr kalt sind.
Verabschiedet wurden wir auf Madeira durch eine jagende Schule von Delfinen, für die ihr Magen mehr von Interesse war als unser Karl. Nach zwei Tagen tauchte gegen Mittag die Spitze vom Pico del Teide mit ca. 3700 m Höhe aus dem Dunst auf und siehe da, auch unsere Aussenbordsfreunde hatten wieder Appetit und liessen sich, wenn auch erneut nur kurz, blicken. Am Ostkap hatten wir dann kurz 20 Knoten Wind und Karl konnte zeigen, was in ihm steckt. Wir waren durchgepustet und wach. Leider nur ein kurzes Vergnügen und der Volvo brummte diesmal gegen 2 Knoten Südwind an.
Von Madeira aus hatten wir versucht, einen Platz im Hafen von Darsena Pesquera Santa Cruz zu reservieren. Aber weder telefonisch noch per Mail haben wir eine Bestätigung bekommen können. Kurz vor dem Hafen gab es dann endlich Funkkontakt. Kurze unfreundliche und ruppige Aussage: the Marina is full, berthing not possible… Unsere Mail war offenbar nicht angekommen. Nutzt nix, weiter zum nächsten Hafen in fünf Meilen Entfernung. Hierzu stand im Hafenführer: Ohne Anmeldung geht gar nichts, ausserdem durch Fähren und Kreuzfahrtschiffe schwellig, dreckig und außerdem laut. Nicht gerade begeistert nahmen wir trotzdem auf Kanal 9 Kontakt mit der Marina Atlantico Santa Cruz auf. Ein super freundlicher Hafenmeister antwortete sofort mit einem „no problem“. Jetzt liegen wir hier in der Marina mitten in der Stadt, nicht laut, nicht dreckig, mit fast neuen sanitären Anlagen, zwischen sehr sympathischen Langfahrtsegler/innen. Und das zu einem der günstigsten Hafenpreise in den letzten Monaten! Manchmal entscheidet halt das Leben für uns. Gut so…
Noch erwähnenswert: Es gab auf der Überfahrt frisch gebackenen Apfelkuchen, bei Ankunft im Hafen zeigt unsere Logge exakt 2000 Meilen, wir freuen uns riesig auf den nächsten Besuch von Lea.
Ein kleiner Zusatz für unsere mitlesenden Nichtsegler/innen: Hier auf den Kanaren ist im Moment die absolute Seglelhochsaison. Denn alles, was von Europa aus an Booten über den Atlantik will (und das sind ganz schön viele), sammelt sich jetzt hier auf den Kanaren. Ab Ende November ist die Hurricansaison im Westen zu Ende und damit sicheres Segeln in der Karibik möglich. Und warum auf den Kanaren? Weil es ab hier erst möglich ist, mit den vorherrschenden Winden (Passat) und Strömungen Richtung Westen zu segeln. Das wusste auch schon Kolumbus. Durch den Klimawandel ist es mittlerweile allerdings schon notwendig, noch weiter in den Süden zu segeln (Kapverden), bis stabile Wetterbedingungen eintreten.
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