Küstenrutschen, Wärme und Regler

Auch Teneriffa ist schon wieder Vergangenheit. Fast drei Wochen waren wir dort. Hatten in der Zeit Besuch von Lea. Haben zu Fuss und mit dem Auto die komplette Insel mehrfach umrundet und durchquert. Haben imposante Landschaften und Orte, wie zuletzt den Bergort Masca gesehen, bei dem allein schon die Fahrt über die Strasse dorthin ein Erlebnis war. Die Klippen im Süden, die Pyramiden von Guimar, den Palmengarten und das Schwimmbad vom Architekten Manrique, beides in Santa Cruz und trotzdem war die Zeit eigentlich zu kurz. Wir waren bei Lidel einkaufen und wurden gefühlt nach Deutschland katapultiert. Wer hätte gedacht, dass ein Discounter heimische Gefühle auslöst. Aber,wenn man alle Yachtausrüster der Stadt kennt, weiß, wo welcher Supermarkt ist, wann der Markt (auch der Flohmarkt) geöffnet hat und vor allem, wo man „Aderendhülsen“ bekommt (man beachte die Reihenfolge), dann sollte man drüber nachdenken, den Hafen zu verlassen.

Am Montag hat Lea den Flieger zurück nach Hause genommen und für uns wurde das aktuelle Wetter wieder wichtig. Die letzten Tage war zum Teil kräftiger Südwind, der nicht unbedingt zum Auslaufen in Santa Cruz – in welche Richtung auch immer – animiert. Also mussten wir den Dienstag noch abwarten. Am Mittwoch schien es eine Lücke zu geben. Zwar grösstenteils schwachwindig, aber an der Ostküste war erst West, dann Ost und ab dem Südkap dann Süd mit bis zu 15 Kn angesagt. Einziger Knackpunkt: schwere Schauer am Nachmittag. Also hiess es, um fünf Uhr am morgen aufstehen. Vollmondnacht! Leinen los für die 60 Meilen Richtung La Gomera. Volvo an, da zu wenig Wind, aber immerhin die Vorhersage von Windy stimmte: das wenige an Wind kam aus Westen die Berge herunter. Es ging vorbei an den Orten Radazul und Candelaria und über den beleuchteten Orten an den Berghängen stand oberhalb der Berge der Vollmond. Als der Mond hinter den Bergen im Westen untergeht, wird es nach kurzer Zeit im Osten langsam hell. Nördlich von Gran Canaria taucht die Sonne auf. Normalerweise freut der/die Segler/in sich ja, weil mit der Sonne die Wärme kommt. Hier war es um sechs Uhr morgens schon ca. 23 Grad…

Vielleicht eine kurze Zwischenbemerkung zu den Temperaturen. Bis jetzt wurde es, trotz unserem Prachtsommer im Norden, konsequent wärmer. Aber da es langsam passiert, mit leichten Einbrüchen an der portugiesischen Küste, gewöhnt man sich und es wird fast als selbstverständlich hingenommen. Natürlich ist die ein oder andere Nacht mal wärmer, aber dann reicht auch ein Laken. Zu Hause bei 24 Grad im Schlafzimmer hätten wir wohl erhebliche Probleme. Hier haben wir uns gewöhnt und es funktioniert.

Aber weiter in den Sonnenaufgang hinein; unser Versuch an der Küste entlang zu segeln. Leider ohne langfristigen Erfolg und mit ca. zwei Knoten reicht es nicht, wenn wir am Abend im Hafen von San Sebastian sein wollen. Auf Gomera Radio mehrfach auf Kanal 16 die Ansage der „heavy rain showers“ für den Nachmittag mit bis zu sechs Windstärken in Böen zwischen den Inseln auch mal mehr. Gegen Mittag vorbei an El Medano, dem einzigen Kiterspot Teneriffas, wo Lea einen dreitägigen Kurs belegt hatte. Heute ist aber mangels Wind niemand auf dem Wasser. Zwei Stunden später mit Ostwind dann Cap Salema im Süden: Gomera 25 Meilen voraus. Tatsächlich kommt kurzfristig halber Wind mit 10 Kn. Entspannung pur, der Motor ist aus, wir gleiten durch das Wasser. Keine Stunde später wird Hans vom erneuten Motorgebrumm geweckt. Wind ist weg. Von den angesagten Schauern aber keine Spur. Am frühen Abend laufen wir unbehelligt in San Sebastian in den Hafen. Karl darf zu den „Grossen“ 🙂 Am Ponton C für die kleinen Boote ist kein Platz. Erster Eindruck: sehr schöne Marina, nach Santa Cruz ist San Sebastian ein sehr kleines beschauliches Städtchen. In der Nacht kommen dann die vorhergesagten Schauer mit heftigen Gewittern, die aber nördlich an Gomera vorbei ziehen und uns nur streifen. Wir können im Schutz der Grossen beruhigt weiterschlafen und von unseren neuen Entdeckungen auf Gomera träumen.

Technisches für die, die es interessiert: wir haben noch immer Probleme mit Silentwind. Im Moment warten wir auf den nächsten Regler, weil es der zweite nach Reparatur des Displays in Santa Cruz auch nicht mehr tut. Lea hat uns aber einen separaten Regler für die Solarpaneele mitgebracht, so dass zumindest die Solaranlage auf jeden Fall funktioniert (redundant, weil beim Ausfall dieses neuen Reglers kann der dann hoffentlich funktionierende Silentwindregler Sonne und Wind regeln). Zugesagt ist der neue Silentwindregler für Ende der Woche hier auf Gomera. Wir warten geduldig ab. Gehadert haben wir aber auch mit unserem Batteriemonitor (Tankanzeige der Batterien) von Simarine. Ein schickes Teil, wenn es denn funktioniert. Bis jetzt hat es aber nur immer die negativen Entladungen, aber nicht die positiven Ladeströme hinzuaddiert. Mit Hilfe der kompetenten telefonischen Hilfe von SVB (herzlichen Dank dafür nach Bremen) war es dann möglich, den Fehler zu finden. Die Montageanleitung war für einen Elektrolaien mit gesundem Halbwissen nicht ganz ausreichend und die Masse der Ladegeräte war direkt an den Batterien und somit falsch angeschlossen. Nach erneutem verlegen von 10 Metern Kabel tut er jetzt seine Dienste, so wie er es soll. Toll… Bei Nordest in Santa Cruz haben wir dann noch eine Baumbremse von Wichard gekauft. Nach unserer desaströsen Patenthalse vor Cherbourg waren wir mehr als vorsichtig und wir denken, hiermit jetzt die Vorwindsituationen mit ruhigerem Gefühl händeln zu können. Wir werden von unsern Erfahrungen damit berichten.

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