Was haben undichte Deckel und Madenschrauben gemeinsam?

Sie bringen uns zurück in den Hafen.

Nach zehn Tagen Gomera reizt uns das Neue. Oder ist es die Zeit, die uns im Nacken sitzt? Wahrscheinlich beides.
Am Montag, den 5.11., verlassen wir um 6.45 h den Hafen. Es ist tatsächlich noch dunkel. Ziemlich genau 50 Seemeilen – ca. 10 Stunden – liegen vor uns und um im Hellen anzukommen, müssen wir im Dunkeln los. Der gegen Nordwind gut geschützte Hafen liegt ruhig vor uns, aber es sind gute 15 Koten Wind aus Nord angesagt. Das bedeutet, erst einmal gegen den Wind und zwischen den Inseln kreuzen, bis wir nördlich Gomera nach La Palma abfallen können. Ein ungemütliches, positiv ausgedrückt: ein sportliches Segeln erwartet uns. In der Hafeneinfahrt kommt uns die Fähre entgegen und wir müssen warten, bis sie gedreht und angelegt hat. Unter Motor geht es um die Hafenmole, wir setzen das Grosssegel.

Noch ist die See ruhig, aber voraus erkennt man in der Dämmerung die ersten weißen Wellenköpfe. Ein sicheres Zeichen für Wind. Aber noch sind wir in der Abdeckung. In Erwartung auf das, was da kommt, setzen wir das Gross im ersten Reff. Die Genua ist noch nicht ganz ausgerollt, da erwischt uns auch schon die erste Böe. Es macht einen lauten Schlag im Rigg, Karl schüttelt sich kurz und Silke entdeckt, dass sich dabei die Verstrebung des Geräteträgers gelöst hat. Hier bestand seit Holland noch Handlungsbedarf. Solche Dinge sollten eigentlich umgehend erledigt werden, sollten… Der Windanzeiger schnellt auf 20, in Böen auf 25 Knoten (gute 6 Bft) hoch. Wir gehen auf Kurs und entscheiden, dass wir mit der gelösten Verstrebung leben können. Karl bockt durch die ziemlich ruppigen Wellen.

Keine fünf Minuten später meldet sich mit ohrenbetäubendem Lärm der Wassermelder (lohnenswerte Anschaffung: für 5 Euro im Baumarkt). Wasser schwappt in der Bilge umher. Zum Glück ist es Süsswasser (leckeres Bilgenwasser, es geht nur mit einem Geschmackstest und eine/r muss dran glauben. Wohl denen, die eine saubere Bilge haben)! Einer der Trinkwassertanks leckt. Auch hier besteht schon länger Handlungsbedarf. Am Tag vorher habe ich die Revisionsdeckel kontrolliert und bei einem den Verdacht gehabt… Der Versuch, das Gewinde ordentlich mit Vaseline einzuschmieren und den Deckel mehr als handfest anzuziehen, ist kläglich misslungen, die Undichtigkeit hatte ich verschlimmbessert. Jetzt reichte es uns und innerhalb von 15 Minuten waren wir die drei Meilen zurück und um acht Uhr lagen wir – als sei nix gewesen – auf unserem Liegeplatz. Nach einem kräftigen Frühstück war Karl gegen Mittag trockengelegt, der Ersatzdeckel vom Tank gefunden und montiert und die Verstrebung, nicht nur mit Madenschrauben, sondern jetzt mit Bolzen gesichert.

Schön war es, am Abend mit Dorothee und Stefan von der SY Invia essen zu gehen, da sie am gleichen Tag von La Palma nach La Gomera unterwegs waren. Also wurden Tips zu den Inseln getauscht und es war ein sehr kurzweiliger Abend. Am nächsten Morgen the same procedure, allerdings hatte der Wind nachgelassen und kam jetzt aus Nordost. Delfine begrüßten uns bei besten Segelbedingungen, allerdings bei ziemlich fieser Welle, welche sich im Laufe des Tages noch in meinem Magen deutlich bemerkbar machte ?.

Bilderbuchsonnenaufgang zwischen Teneriffa und Gran Canaria. Gomera wird von der aufgehenden Sonne angestrahlt. Passatwolken, die sich in den Bergen verfangen und an der Nordküste Gomeras ausregnen. Wir sind mit halben Wind, im Mittel mit sechseinhalb Knoten, im strahlenden Sonnenschein Richtung La Palma unterwegs. Segeln kann so schön sein. In der Ansteuerung auf Santa Cruz dreht sich das Wetter. 10 Meilen vor La Palma fängt es an zu regnen und der Wind lässt immer mehr nach. Im zum Teil strömenden Regen müssen wir die letzten fünf Meilen motoren. In der Hafeneinfahrt melden wir uns per Funk an, passieren das für uns geöffnete Hafentor, das seit dem Sommer für ruhigen Schlaf in der Marina sorgen soll (es soll verhindern, das Wellen/Schwell in die Marina laufen und die Schiffe wie auf hoher See zum Schaukeln bringen). Wir legen am Warteponton an und kurz danach können wir an den uns zugewiesenen Liegeplatz verlegen. Kaum zu glauben, aber bei der Anmeldung wird uns auch gleich das lange erwartete Paket aus Portugal von Silentwind überreicht.

Wieder liegen wir mitten in der Stadt, in einer modernen Marina, einen Katzensprung von der Fußgängerzone entfernt. Dank des Tips von Dorothee und Stefan finden wir schnell in der wunderschönen Innenstadt das angestrebte Restaurant und lassen es uns gut schmecken, bevor wir in den nächsten Tagen die Insel für uns entdecken. Isla Bonita, die Schöne wird sie genannt und bei allen schon von uns gebrauchten Superlativen, den Namen, so viel sei vorweg verraten, trägt sie zurecht.

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