Weltweit bestes Stadtklima : Las Palmas

Angekommen in Las Palmas. Grösste Stadt der Canaren mit immerhin über 395.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Grosstadtatmosphäre. Verkehr, Sirenen, Staub, weltweit bestes Stadtklima …

Aber von vorne. Angekommen sind wir abends gegen sieben. Es ist dunkel. In der Hafeneinfahrt wird gerade ein Frachter gedreht. Wir warten auf die Funkansage von Gran Canaria Traffic, dass wir warten sollen. Aber die Funke bleibt still. Wir tasten uns langsam am Frachter vorbei. Vor dem Marinaeingang fragen wir über Funk nach einem Liegeplatz. Sehr höflich und freundlich wird uns mitgeteilt, dass alle Liegeplätze belegt sind und wir auf dem direkt daneben liegenden Ankerfeld vor Anker gehen können. Am nächsten Morgen sollen wir uns anmelden, dann könne man weitersehen. Ok, also ein Plätzchen gesucht auf dem auch sehr gut besuchten Ankerfeld und beim zweiten Versuch gräbt der Anker sich in den Hafenschlick. Hafenatmosphäre, Container, Frachter , Kreuzfahrer, einer der grössten Häfen, die wir bis jetzt auf unserer Reise angelaufen haben. Die vor dem Hafen auf Reede liegenden Bohrtürme (ca. 10 Stück) haben uns schon arg verwundert. Diese liegen konjunkturbedingt dort, werden weltweit eingesetzt und die Kanaren gelten als sicherer Parkplatz.

Am nächsten Morgen heißt es, Dingi klar machen, Aussenborder aktivieren und los zum Hafenbüro. Funktioniert, bis auf den Umstand, daß der Aussenborder nicht mehr anspringt. Nix zu machen. Also paddelt Silke alleine (wer weiss wozu das gut war ;-)) zum Hafenmeister . Sie erfährt, daß eine Warteliste existiert und vor uns noch 15 Schiffe warten. Nach einigem hin und her bietet er Silke einen Platz im kleinen südlich angrenzenden  Hafen -Vela Latina- an. Gerne nehmen wir den Platz an und eine Stunde später schaukeln wir am Steg. Glück gehabt? Die Vergabe der Plätze bleibt bis heute undurchsichtig. Unsere Freunde von der SY  Tiger Blue müssen vier Tage warten, bevor sie in den Hafen gelassen werden.

Aber der Hafen ist günstig, für unser Gefühl fast zu günstig. Pro qm Boot 0,145 Cent/qm + pausch. 1,15 € für Strom und Wasser/Tag . Macht 6,40€ + 7% Mwst. Also keine 7 Euro. Da kann man sich nicht beschweren. Es ist einer der wenigen verbliebenen kommunalen Häfen. Rechnen kann sich die Gebühr nicht und man kann trefflich streiten, ob eine Klientel, das in großer Überzahl nicht zuschußbedürftig ist , subventioniert werden muss. Für alle Nichtsegler/innen: Im Schnitt zahlen wir zwischen 15 und 20 Euro pro Tag. Die Marina bietet alles, was sich das Segelherz wünscht. Gute Stege, saubere sanitäre Anlagen , vier grosse Zubehörläden, Restauraunts, ein Seglertreff. Viele Boote machen sich fertig für den grossen Sprung. Junge Menschen suchen noch einen Lift Richtung Karibik. Richtig, hier wird getrampt und mit etwas Glück findet Mann/Frau ein Boot, auf dem noch ein Plätzchen frei ist. Oftmals eine win-win-Situation. Für die Skipperin oder den Skipper zwei Hände und Augen mehr, also eine Arbeitserleichterung auf See. Insgesamt eine tolle internationale Atmosphäre. Hinzu kommt, dass unsere Freunde von der Lupina hier liegen, auch die der Tiger Blue eintreffen und der eine oder andere Abend „etwas“ länger wird. So auch letzten Donnerstag zum Tapasabend in der Altstadt. Eine regelmässige Veranstaltung der Kneipen dort, an denen Tapas und Getränke günstig angeboten werden. War das Bild um acht Uhr noch von Tourist/innen geprägt, kamen wir uns im Laufe des Abends doch ziemlich alt vor. Die Jugend der Stadt hatte das Viertel voll im Griff… Trotz alledem, trotz Grosstadt, Lärm und Dreck, wir fühlen uns hier pudelwohl und entschließen uns, mit der Tiger Blue hier Weihnachten zu feiern. Leider ist die Lupina heute nach Teneriffa ausgelaufen, aber wir haben gemeinsam beschlossen, daß wir uns alle zu Silvester auf der kleinsten Insel der Kanaren El Hiero treffen.

Häufig werden wir gefragt: Was macht ihr denn dann den ganzen Tag? Seid versichert, es kommt keine Langeweile auf. Es ist immer etwas zu tun. Sei es am Schiff, Karl ist ein Sensibelchen und will gehegt und gepflegt werden, sei es der normale Alltag mit Einkaufen, Kochen, Waschen oder es gilt, die Umgebung zu erkunden oder alles auf einmal. Für die Erkundungen leisten wir uns einen Mietwagen. Über das Internet geht dies problemlos, die Kosten halten sich in Grenzen. Hier auf Gran Canaria sind es pro Tag ca. 10 Euro (dafür bekommt man in Holland grad mal ein Fahrrad). Auch das Einkaufen macht ein Auto wesentlich leichter. Das „Trinkwasser“ in den Häfen ist zum Trinken nicht unbedingt geeignet (aufgrund des Wassermangels auf vielen Inseln oft entsalzt und gechlort) und wir müssen Wasser kaufen. Diese sind im 8 Ltr-Kanister im Supermarkt zu bekommen und müssen von dort natürlich zum Schiff. Lästig, aber mit einem Auto kein Problem.

Nach dem Eintreffen hier erkunden wir natürlich erst einmal zu Fuß die nähere Umgebung. Direkt am Hafen geht die sechsspurig ausgebaute Nord- Süd-Verbindung lang (Stadtautobahn). Durch einen Tunnel erreicht man von der Marina aus den Statdtteil Ciudad Jardin. Ein sehr gepflegtes Viertel mit vielen Einfamilienhäusern im kolonialen Stil. So lassen wir uns durch das Viertel treiben, begutachten die Ostküste von oben und landen abends in einer netten Pizzeria. Im Laufe der Tage erkennen wir, daß Las Palmas sehr viele, sehr unterschiedliche Gesichter hat. Da sind die Hügel mit den bunten Häusern und die ruhige Altstadt Vegueta mit der Kathedrale. Die geschäftige Fussgängerzone in Triana, auch mit vielen mehrstöckigen Häusern im kolonialen Stil, die moderne Stadt -Arenales- entlang des Wassers mit den vielgeschossigen Büro- und Geschäftsbauten im internationalen Stil, die Viertel im Norden Las Alcaraveneras und Puerto direkt am Hafen, in denen man meint, in einem Stadtteil von Paris gelandet zu sein. Die Strandpromenade Paseo las Canteras mit dem wunderschönen breiten Sandstrand auf der westlichen Seite der Halbinsel, mit dem monumentalen Auditorio Alfredo Kraus am südlichen Ende der Promenade. Im postmodernen Stil, man weiss nicht, soll es ein Leuchturm oder eine Burg sein, wurde es Anfang der neunziger Jahre gebaut. Für unseren Geschack hat der Architekt Óscar Tusquets bei der Planung der äusseren Gestaltung ein bißchen die Kontrolle verloren. Aber den damaligen Entscheidungsträgern hat es anscheinend gefallen (wie wohlwollend hebt sich da das Auditorium des Architekten Calatrava in Teneriffa ab). Las Palmas, eine Stadt mit wirklich sehr vielen Gesichtern, wechselvoller Geschichte (Zucker, Sklaven, Bananen, Hafen und zuletzt der Tourismus prägten die Stadt) bei der wir noch nicht am Ende unserer Entdeckungen angelangt sind.

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3 Comments to “Weltweit bestes Stadtklima : Las Palmas”

      1. Ja, sehr gut mit gemühtlichen achterlichem Wind. Sind froh nun hier im sicheren Hafen zu liegen. Seit gestern Nacht windet es heftig mit warmen Südwind??? es schauckelt uns sogar im Hafen tüchtig durch?

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