Wunderschöne Bretagne

Von Camaret-sur-Mer aus sind wir letztes Jahr über die Biskaya gestartet und jetzt freuen wir uns, wieder hier zu sein.

Wir müssen uns von der 9tägigen überwiegend entspannten Überfahrt auch nicht wirklich erholen und können einfach im Urlaubsmodus bleiben und das 2.568 Einwohner/innen kleine Camaret im Westen der Halbinsel Crozon genießen.

Etwas ärgerlich ist, dass der neue Reißverschluß der Lazybag, den wir in Sao Miguel haben einnähen lassen, bereits beim zweiten Gebrauch schon kaputt ist. Sobald ein Stück geschlossen ist, öffnet es sich wieder. In Sao Miguel hat er einmal beim Test funktioniert, danach haben wir ihn 9 Tage ja nicht mehr benutzt. Die Segelmacherin kann sich das Problem nicht erklären, glaubt auch nicht an mindere Qualität (wir schon) und bittet, ihr die Lazybag zwecks Nachbesserung zuzuschicken. Der Aufwand ist uns zu hoch, weil es hieße: Großsegel runter, Lazybag aus dem Baum holen, verpacken, zur Post schleppen, ordentlich Porto für das große Paket zahlen und dann warten, bis es aus Sao Miguel zurück ist. Bis dahin ist vermutlich der halbe Sommer um… Also lassen wir den Reißverschluß erstmal von einer anderen Segelmacherei nachsehen und bis dahin muß die Lazybag geöffnet bleiben.
Reißverschluß und auch das Dauerthema Vodafone ändern unsere Laune allerdings nicht, obwohl sich Vodafone seit April intensiv darum bemüht ;-). Hans wurde mittlerweile 3 x das falsche Handy zugeschickt und auch nach ca. 15 Telefonaten mit immer anderen Vodafone-Mitarbeiter/innen ist das gewünschte Handymodell trotz mehrfacher Zusagen nicht in Sicht.

In Camaret lassen wir es uns also gut gehen, schlendern durch die Tage, sitzen abends im gut gefüllten Pub und werden im „Le Langoustier“ bei kommunikativem, gutem Service mit leckerem Essen verwöhnt.
Der Hafen liegt in einer Bucht, auf der anderen Buchtseite schmiegen sich bunte Häuser aneinander und gleich hinter dem Marinabüro steht der 1696 fertig gestellte Vauban-Turm, der seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe „Festungsanlagen von Vauban“ gehört. Dahinter die kleine Kapelle Notre-Dame de Rocamadour und ihr gegenüber ziehen riesige Schiffswracks die Blicke auf sich. Ein schöner Sandstrand, kleine Straßen mit bunten Kunstateliers…Camaret-sur-Mer ist rundum ein Ort zum Wohlfühlen.

Da wir noch ein paar mehr Orte in der Bretagne sehen wollen, segeln wir am 30.05. weiter nach L’Aber Wrac’h (sprich: Aber Wrack) an der Mündung des gleichnamigen Küstenflusses. Nach einer Stunde begleiten uns wieder Delfine und wie immer sind wir fasziniert von deren Tempo und Verspieltheit. Abwechslungsreich ist die Strecke allemal. Während wir an mehreren Landmarken und Leuchttürmen vorbei kommen, Gefahrenzeichen passieren und später im markierten Fahrwasser des Flusses bleiben, fühlen wir uns zwischen den vielen Felshügeln rechts und links im Wasser ein wenig an die schwedischen Schären erinnert. Nach 33 Seemeilen kommen wir in der jederzeit befahrbaren Marina von L’Aber Wrac’h an, nachdem wir gemütlich tuckernd noch die vielen Surfer/innen, Minikats und kleinen Segelboote umschifft haben. Kurz vor der Hafeneinfahrt kommt uns ein Hafenmitarbeiter mit dem Schlauchboot entgegen und weist uns einen Platz zu. Toller Service.

Völlig entspannt geht es auch hier zu, obwohl gar nicht wenige Menschen im Umkreis des Hafens unterwegs sind. Die Restaurants sind besonders abends gut gefüllt, tagsüber locken Crêpes und Austern zur kleinen Zwischenmahlzeit in der Sonne, die Küste bietet grandiose Ausblicke und Wanderungen, dazwischen schöne bretonische Häuser und überall blüht es in bunten Farben…mehr brauchen wir gerade gar nicht hier an der Côte d’Armor (Land am Meer). Am Himmelfahrtstag ist es auch hier katholisch ruhig, wir spazieren zum nicht weit entfernten Landéda und bestaunen auf dem Rückweg die schöne Notre-Dame des Anges.
Am nächsten Tag laufen wir entlang des Flusses, landen in einem Seitenarm an einer Werft und kraxeln bei Ebbe auf die andere Seite. Wir landen irgendwann irgendwo…Busse fahren hier nur einmal am Tag, im einzigen eigentlich geschlossenen Restaurant dürfen wir trotzdem bei einer Flasche Wasser auf der Terrasse pausieren. Und dann halten wir einfach mal den Daumen raus. Gleich das erste Auto hält an, wir bekommen auf dem Weg zur Tankstelle eine Gratisrundfahrt durch den Ort Lannilis und die kommunikative Halterin des Autos fährt uns bis zum Hafen. Merci beaucoup.

Bereits in L’Aber Wrac’h haben wir mit dem Hörbuch „Bretonisches Leuchten“, Kommissar Dupins 6. Fall, von Jean-Lu Bannalec begonnen. Der eigentlich in Concarneau arbeitende Kommissar ermittelt während seines Urlaubs an der Côte d’Armor, genauer an der Côte de Granit Rose (zwischen Trebeurden und Paimpol). Da Trebeurden unser nächstes Ziel ist, gefällt uns der fast als Reiseführer daherkommende Krimi sehr gut.

Unterwegs haben wir leider kaum Wind, aber immerhin viel Sonne. Nach 48 Seemeilen erreichen wir eine halbe Stunde vor Hochwasser Trebeurden. Bis eine Meile vor den Hafen kommt man jederzeit, dann geht es erst drei Stunden vor und nach Hochwasser weiter. Die Wartezeit, bis zwei grüne und ein weisses Licht die Einfahrt frei geben, kann man an einer Mooring abhängen ;-). Je nach Tiefgang des eigenen Schiffes sollte man aber zudem unbedingt auf den Wasserstandsanzeiger vor dem Süll achten. Der Tidenhub ist hier mit 6 Metern schon recht beachtlich.

Die Côte de Granit Rose beeindruckt über eine Länge von 30 km ganz besonders durch die rosafarbenen Gesteinsformationen, die allein durch ihre Größe und Anordnung jeden noch so kurzen Weg zum Genuß machen. Oft sind die riesigen Granitsteine abgerundet, wirken wie aufeinander gestapelt und immer wieder entdecken wir in ihnen Gesichter und Tierkörper. Selbst die Sonnenauf- und -untergänge sind hier durch die Gesteinsfarbe zwischen hell- und dunkelrosa…la vie en rose…das Leben in Rosa.


Zur Île Milliau ist es nicht weit, bei Ebbe kann sie sogar zu Fuß erreicht werden und wer mag, kann sogar dort übernachten. Auf dem Weg dorthin kommen wir an Schlaraffia vorbei. Unzählige Miesmuscheln kleben auf den jetzt freiliegenden Steinen, daneben Napfschnecken und vereinzelt sogar Jakobsmuscheln. Die Pêcheurs à pied (Fußfischer) müssen hier nicht nicht suchen, sondern können aus dem Vollen schöpfen.
Auf jeden Fall wollen wir noch nach Ploumanac’h, das 2015 als schönstes Dorf Frankreichs ausgezeichnet wurde. Weil es von Trebeurden aus mind. 2,5 h mit dem Bus dauert, halten wir wieder den Daumen raus. Nach wenigen Minuten nimmt uns ein Ehepaar mit nach Trégastel, weil sie dort den Wochenmarkt besuchen. Prima, wir dann auch und dazu einen sehr typisch bretonischen. Der Weg nach Ploumanac’h entlang der Hauptstraße ist weniger schön, aber irgendwann haben wir die auch hinter uns gelassen. Na ja, und dann sind wir in Ploumanac’h. Ist nett, an der Küste natürlich wieder beeindruckend, was aber mehr an der Küste als am Ort liegt. Und die erkunden wir dann auch gleich weiter Richtung Perros-Guirec, das uns sehr gut gefällt. Nur haben wir jetzt wieder das bekannte Problem…wie kommen wir zurück? Busse Fehlanzeige, Taxistände gibt es hier nicht, unter der Telefonnummer aus dem Internet geht nur ein Anrufbeantworter an. Also erstmal zurück in den Ort und vielleicht hat ja das Tourismusbüro eine Idee. Hat es bzw. hat sie, die nette Mitarbeiterin. Sie bietet uns nämlich an, uns nach Ladenschluß in gut 20 Minuten mit ihrem Wagen nach Trebeurden zu bringen. Wir sind begeistert. Der schlecht bis gar nicht existierende Busverkehr zwischen einigen Ortschaften wird von den Bretoninnen und Bretonen durch ihre Mitnahmebereitschaft hervorragend aufgefangen. Wir vergeben einen Extrapunkt.

Gerne wären wir noch länger hier geblieben an der schönen Côte d’Armor. Da sich aber ein Tiefdruckgebiet für Ende der Woche abzeichnete, wollten wir den nur für Dienstag (4.6.) einigermaßen passenden Wind nutzen, um nach Cherbourg weiterzufahren.

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