Alles richtig gemacht ?

ein  Feedback zu unserm Boot und alles was wir angestellt haben, um mit KARL auf Langfahrt zu gehen…

KARL : Moody 336 | Länge 10,20m | Breite 3,55 m | Tiefgang 1,70 m

Natürlich kann ein Boot nie gross genug sein, sagt man …

Zwischendurch dachten auch wir, dass KARL ein paar Fuß zulegen könnte. Vorallem wenn man sich in der Langfahrtscene befindet und fast „alle andern“ deutlich grösser sind. Mit der Zeit haben wir uns gewöhnt und alles hat auch an Bord seinen Platz gefunden. Für ein Jahr war KARL uns ein tolles und gemütliches zu Hause. Selbst wenn wir Besuch hatten und unsere Vorkoje (unseren Abstellraum) freiräumen mussten, war es eng, aber nicht weniger gemütlich. Dafür hat sich die Bootsgrösse , bei unsern vielen Hafenbesuchen, deutlich (positiv !) im Geldbeutel bemerkbar gemacht. Auf See hat uns KARL immer sehr zuverlässig in den nächsten Hafen gebracht und uns mit seinen Segeleigenschaften mehr als überzeugt. Die Atlantikwelle hat ihm sichtlich gefallen und wenn wir zusammen mit Freunden unterwegs waren, hat er (und wir 😉 ) sich besonders viel Mühe gegeben, mitzuhalten. Jetzt zurück in Warns liegt er wieder zwischen gleich grossen Artgenossen und ist nicht mehr „der Kleine“ .

KARL zurück in Warns

Vortrieb

Zu unsern Segeln : Gross (23 qm, durchgelattet) und unsere Leichtwindgenua, Genua 1, 140% (36 qm |ca. 15 Jahre alt) haben die Hauptlast des Vortriebes getragen. Ausser die 800 Meilen am Wind, von den Kanaren zu den Azoren, wo wir die Genua gegen unsere neue Fock 90 % (23 qm ) getauscht haben. Den Genacker ( 77 qm) haben wir einmal gesetzt, zwischen Porto Santo und Madeira. Vielleicht, wenn wir nicht so faul gewesen wären, hätten wir bei Nutzung dieses Segels auf ein paar Stunden Motoren verzichten können, die aber die Mitnahme auf unserm „kleinen“ Boot nicht richtig rechtfertigt (bleibt beim nächsten Mal zu Hause). Die Reservegenua (Genua 2, 30qm) kam erst ganz zum Schluss zum Einsatz, als eine Gewitterböe vor Ostende das Unterliek vom Segel abgetrennt hat. Hätten wir nicht vorher am selben Tag gesagt, dass wir uns vielleicht eine neue Leichtwindgenua gönnen wollen, hätte sie wahrscheinlich auch die Gewitterböe überstanden.

trauriges Bild: „unser Bestes“

Baumbremse

Nach unserm „Baumdesaster“ haben wir uns auf den Kanaren eine Baumbremse von Wichard zugelegt. Ein beruhigendes Gefühl, wobei sie nur noch wenig zum Einsatz kam. Funktioniert!

Baumbremse

Elektrik

Die aufgepimpte Elektrik mit 200WP Solarpaneele und dem Windgenerator haben uns elektrisch immer autak gehalten. Auch die Batteriekapazität von 400 Ampere für die Verbraucher war mehr als ausreichend, denn unter 85% der Batteriekapazität ist unser Stromvorrat nie gesunken (incl. Nutzung von sämtlichen Instrumenten, Autopilot, Radar, Licht und Kühlschrank). Nach einer Nacht auf See waren diese fehlenden 15 % spätestens gegen Mittag wieder aufgeladen. Natürlich gab es die Probleme mit dem Regler von Silentwind und dem damit verbundenen Stress, aber seit Gran Canaria tut er es und hat auf den Langstrecken für Unterstützung gesorgt. (Allerdings ist die Investition für ein Jahr Atlantikrunde aus unserer Sicht kaum gerechtfertig.) Das Batterieladegerät (Landstrom mit 15 A) musste selten seinen Dienst verrichten, denn mit dem Sterling LI-BA Ladegerät waren die Batterien bei Einfahrt in den Hafen i.d.R. wieder voll. Der Simarine Batteriecontroller ist mit seinem integrierten Barographen ein tolles Instrument.

Silentwind…

Elektronik

Die neuen Instrumente (Raymarine), als auch der Plotter(Anxion), passives AIS (VHF Lowrance Link 9 incl. AIS) und aktivem AIS (Watchmate) waren in dem Jahr zuverlässige Begleiter und auf aktives AIS möchten wir auf dem englischen Kanal, als auch auf dem Atlantik, nicht mehr verzichten. Ob es sinnvoll ist, auf dem Ijsselmeer das aktive AIS einzuschalten, wenn man an Wochenenden vor lauter AIS Meldungen die Karte auf dem Plotter nicht mehr sieht, möchten wir bezweifeln. Die Selbststeuerung von Raymarine hat uns wider Erwarten überzeugt. Wenn man das Boot richtig trimmt und rechtzeitig die Segel refft (!) , hat uns die Radsteuerung von Raymarine (EV1/ACU 100/ Rad-Antriebseinheit MK II) auf den Kanaren und auf der Rückfahrt ab Madeira über die Azoren wunderbar nach Hause gesteuert. Es war beeindruckend wie präzise, auch unter widrigen Umständen, das System funktioniert. Auch der Umstand, dass wir Karl komplett vom Plotter am Kartentisch oder auch vom Tablet (in der Koje) steuern konnten, war grade in der Nacht sehr angenehm.

Zurück in der Biskaya

Radar

Das Radar( Raymarine Quantum) haben wir sehr selten genutzt. Nachts auf der Langstrecke hat es uns aber zusätzliche Sicherheit gegeben und auf uns aufgepasst. Auch im dichten Nebel vor Galizien war es von Nutzen..

Vom Wind gesteuert

Nachdem die Aries uns problemlos zu dem Kanaren gebracht hat, bekamen wir nach 5 Monaten Pause auf den Kanaren mit Ihr ein Problem! Die Achse zwischen Servoruder und Windfahne ist zu schwergängig. Woran dies liegt, wissen wir noch nicht. (Calimastaub?) Ein Ausfall mit dem wir nicht gerechnet hatten.

Aries noch in Funktion

Sonnenschutz

Der Geräteträger, in Kombination mit dem Bimini, haben sich wunderbar bewährt und grade das Bimini als Sonnenschutz aber – auf der Rückfahrt – auch als Regenschutz, möchten wir nicht mehr missen. Wir haben es in den ersten Tagen unserer Tour aufgeklappt und bis zur Rückkehr nicht ein einziges Mal zusammengeklappt. Wir denken das spricht für sich. Nur die Reisverschlüsse mussten nach einem Jahr ausgetauscht werden (Garantie), weil diese sich mit Staub und Salz so zugesetzt hatten, das sie nicht mehr zu bewegen waren.

KARL in Galazien

Sicherheit

Die komplette Sicherheitsausrüstung haben wir Gott sei Dank nie brauchen müssen. Aber wie schnell ein medizinischer Notfall auftreten kann, haben wir auf La Graciosa gemerkt.

Sehr gut versorgt….

Fest an der Kette

Der Anker, ein Rocna 20 kg hat, wenn er gebraucht wurde, seinen Dienst getan. Ausser in Camarinas, Galizien, wo wir auf Drift gingen. Dort war die Bucht aber auch extrem mit Gras bewachsen, so das die Ankwerwinsch gut zu tun hatte, um das ganze Gras mit Anker nach oben zu bringen.

vor Anker in Galizien

Wind und Wetter

Zum Thema Wetter und Wettervorhersage. Von Wetterwelt hatten wir die Software „seaman pro“ mit dabei. Diese hat uns vor und auf den langen Überfahrten gut mit Wetterdaten versorgt. Auch wenn uns einige Funktionen zum Routing im Gegensatz zu „predict wind“ fehlen, z. B. automatisches Routing mit Berechnung von Alternativen, rechnergestützt. So muss man dies bei Wetterwelt händisch machen, was unter Umständen sehr zeitintensiv und nervig sein kann (wozu hat man einen Rechner/Software, der/die das viel präzieser kann ?). Auf den Kurzstrecken haben wir die Windy App genutzt und haben damit, grade auf den Kanaren, sehr gute Erfahrungen gemacht (wichtig, die unterschiedlichen Vorhersagemodelle vergleichen ! ).

“ seaman pro“ von Wetterwelt: Route Azoren – Camaret

Iridium

Um die Daten auf hoher See zu empfangen, hatten wir uns für Iridium go entschieden. Teuer, langsam und hakelig in der Anwendung (in Verbindung mit Android Handys), aber wir haben damit auf See unsere Daten täglich bekommen. Für den Notfall gibt es eine SOS Taste, das mag  funktionieren, aber für ein Telefonat unter widrigen Bedingungen (im Notfall) ist das System nicht geeignet. Insgesamt haben wir hier viel investiert, grade was das Satelitentelefon betrifft, kein zwingendes Muss, hat uns aber auf den Langstrecken sehr viel Sicherheit gegeben.

beim updaten von Iridum Go deutlich mehr graue Haare bekommen…

Karlchen

Mit unserm Dingi 2.50m und Aussenborder 5 PS sind wir zufrieden. In Galizien haben wir feststellen müssen, wie schwer 60 Kilo sein können, um den Strand hochgetragen zu werden. Wir haben uns auf Teneriffa Räder fürs Schlauchboot mitbringen lassen, aber zwecks Strandlosigkeit nie mehr montiert. Ansonsten gilt hier dasselbe wie für Karl. Grösser geht immer, aber unsere Kräfte sind endlich. Davits wären eine prima Sache, sind aber mit der Aries nicht kompatibel und selbst wenn, wäre Karl dann zu hecklastig, es war jetzt schon grenzwertig.

Dieselwind

Der Motor, unser alter Volvo 2003, lief problemlos. Haben aber auch peinlich drauf geachtet, dass wir beim tanken nur sauberen Diesel bekommen haben. Fast grundsätzlich per Kanister von der Autotankstelle, mit einer guten Portion Grotamar versetzt, und nach Möglichkeit nie mehr als die Hälfte des Tankfüllung verbraucht. In Hierro, also auf der Hälfte der Strecke haben wir Öl, Impeller und Filter gewechselt und die Dieselfilter waren blitzsauber ( sind sie heute noch). So muss ein Motor funktionieren!

Kochen und Backen

Zum Kochen haben wir Campinggas genutzt. Relativ teuer, aber überall problemlos zu bekommen. Drei Flaschen hatten wir mit. Der Verbrauch lag bei ca. 6 Wochen für eine Flaschenfüllung. Die Preise lagen (pro Füllung) zwischen 15 und 20 Euro. Allerdings haben wir in den Häfen das Wasser für Kaffee etc. mit einem elektrischen Wasserkocher auf Temperatur gebracht. Eine elektr. Induktionskochplatte hätte den Verbrauch wohl nochmals deutlich reduziert. Beim nächsten Mal ist die mit Sicherheit dabei. Zum Kochen und Backen haben wir beste Erfahrungen mit einem OMNIA gemacht. Ein absolutes „must have“ auf Langfahrt.

omnia mit leckerem Apfelkuchen

Grundsätzlich haben wir das Gefühl, mit der Planung und Ausrüstung viel richtig gemacht zu haben. Wir hatten aber auch Glück und waren immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auf einiges an Ausrüstung hätten wir verzichten können und den einen oder andern Euro damit gespart. Aber es war immer ein gutes Gefühl, alle wichtigen Systeme redundant zu haben und zu wissen, woher der Wind weht …

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5 Comments to “Alles richtig gemacht ?”

    1. Kurz und bündig! Schön zu lesen, dass praktisch alles gut investiert war. Unser Windgenerator war bis zu den Kanaren auch eher ein „nice to have“ Gerät. Seit wir aber in der Passatwind Zone mit immer mehr als 10kn Wind sind, ist er unsere Power Versorgung!
      Liebe Grüsse und hoffentlich bald wieder auf hoher See ?

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