In Zeiten von Corona

Am Wochenende haben wir die Segelzeit für 2020 beendet. Eine eigenartige Saison geht früh – Anfang Oktober – zu Ende. Nach unserm Sabbatical haben wir Karl stark vernachlässigt. Woran liegts ?

Auf der einen Seite hat uns unsere Arbeit voll im Griff (das ist in diesen Zeiten eine sehr privilegierte Situation). Drei Jahre müssen wir jetzt warten, bis uns wieder unbegrenzte Meerzeit| Reisezeit zu Verfügung steht. Das bedeutet momentan Reduzierung auf die Wochenenden und auf den Urlaub. Auf der andern Seite Corona? Was ist (mit uns) passiert?

Vor dem Sabbatical waren uns die Wochenenden sooo wichtig. Raus aus dem Alltag, den Kopf in der Meeresbriese freiblasen lassen. Aber schon nach den letzten Urlauben in England 2016 und Frankreich 2017 haben wir die Ernüchterung gespürt, zurück auf dem Ijsselmeer segeln zu „müssen“ 😉 . Die Vorfreude auf unser Sabbatical hat uns darüber wegschauen lassen. Jetzt ist Ernüchterung eingetreten. Der Traum des Sabbaticals ist zu Ende und die Wochenenden sind eindeutig zu kurz und das Ijsselmeer oder auch Zeeland, zu klein, zu bekannt, zu begrenzt. Die Inseln und Häfen zu voll, in den Schleusen zu hektisch, Karl hat gezeigt, dass er zu anderem fähig ist. Ist mir früher der Baldeneysee zu klein geworden, so ist es jetzt das niederländische Revier.

Sommer Herbst 2019

Da bleibt es müßig, den Gedanken zu verfolgen, ob wir Karl besser auf den Azoren gelassen hätten. Überlegt hatten wir das auf San Miguel, aber das Gefühl, die geliebten Segelwochenenden nicht mehr zu haben, hat uns den (wunderschönen) Rückweg antreten lassen. Unter den jetzigen Bedingungen wohl eine richtige Entscheidung, unter „vor Corona“ Bedingungen wohl die falsche…

Corona ! Hatte ich mal gedacht, dass ein Segelboot endlose Freiheit bedeutet, mit dem man, wenn es nötig sein sollte, ferne Ufer erreichen kann, da hat uns die Pandemie eines Besseren belehrt. Weltweite Krisengebiete, gesperrte Häfen, Quarantäne. Die gelbe Fahne Q (Quarantäne) – hat man immer an Bord – bekommt wieder ihre ursprüngliche Bedeutung. Geschlossene Grenzen, eingeschränkte Reisefreiheit. Wer hätte das Silvester 2019|2020 gedacht, als wir noch sorgenfrei auf der SY Lupina mit Pia und Köbi, Martina und Chris drei wunderschöne Wochen auf Puerto Rico verbracht haben. Das Erdbeben vom zweiten Januar war vielleicht ein Vorbote…

( mehr zu unserer Silvesterparty auf Puerto Rico steht in unserm Gastbeitrag auf der Seite der Lupina : https://sy-lupina.ch/2020/01/ )

Silvester auf Puerto Rico

Natürlich hat Corona ab März die Saison stark beeinflusst. Erst Anfang Juni schwamm Karl wieder im Wasser. Der Törn, bei optimalen Wetterbedingungen über die Nordsee zum Haringsvliet, ließ Hoffnung aufkommen und das Gefühl der Freiheit kehrte für kurze Zeit zurück.

Frühjahr 2020

Erst im August hatten wir Muße uns eine knappe Woche segeln in Zeeland zu gönnen. Aus FB „Freunden“ werden reale Menschen. Schöne Abende, die leider viel zu schnell zu Ende waren. Endlich wieder segeln, liebe Menschen treffen und kennenlernen. Die Welt kann so schön sein. Die Nähe, das zum Abschied herzlich in den Arm nehmen aber fehlt uns und macht uns sehnsüchtig. Und trotzdem: Abstand halten, weil es Sinn macht…

Sommer 2020

Seit zwei Wochen befindet sich Karl jetzt erneut im Krisengebiet. In den Niederlanden explodieren die Infektionszahlen. Ohne Test und anschließender zweiwöchiger Quarantäne ist nicht mehr an segeln zu denken. Für 24 Stunden können wir (noch), mit der Auflage dem zuständigen Gesundheitsamt Bescheid zu geben, zu Karl. Also entschließen wir uns am Wochenende, die Saison zu beenden und im strömenden Regen Karl zu räumen und winterfest zu machen. Ein gutes Gefühl erst einmal das geschafft zu haben und Karl mit gutem Gewissen zurücklassen zu können. Bei den steigenden Zahlen der Infektionen wird segeln und reisen immer mehr zur Nebensache.

Bleibt gesund…

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