La Isla Verde (La Palma 2)

Seit unserer Ankunft auf den Kanaren regnet es immer wieder, wesentlich häufiger als hier üblich zu dieser Jahreszeit. Besonders für Ausflüge in den Norden der Insel packen wir also neben festen Schuhen auch immer lange Hosen, Pullover und Jacken ein. So vorbereitet macht aber auch der Weg auf den Roque de Los Muchachos, dem mit 2.426 m höchsten Punkt der Insel, Freude. Der Norden La Palmas bietet besonders mittags immer wieder ein unglaublich tolles Schauspiel. Die Wolken ziehen durch Schluchten, steigen auf und nach und nach verschwinden sämtliche vorher noch in der Ferne sichtbaren Erhebungen. Man möchte sich fallenlassen in diese pralle weiße Schicht, die wenige Meter vor uns aufsteigt.

Immer wieder beeindrucken uns neben den bizarren Schluchten und den Lorbeerwäldern auch die Wälder der Kanarischen Kiefer, deren fallenden Nadeln in sämtlichen Pflanzen hängen bleiben und auf dem Boden ein flächendeckendes Nadelpolster bilden. Die Kiefern stehen wegen ihres verzweigten Wurzelwerks in größerem Abstand zueinander und immer wieder wird dieser Umstand hier genutzt, um große Rast-/Picknickplätze bereitzustellen. Das vermutlich schönste Beispiel ist selbst bei naßkaltem Wetter der Refugio El Pilar in der Inselmitte. Es ist kalt und nieselt bei unserer Ankunft, also erstmal rein in die warmen Sachen. Am Straßenrand ein Verkaufswagen (absolute Seltenheit), an dem wir uns über einen wärmenden Café americano (Hans) und einen Café con leche (Silke) freuen. Die eine Richtung führt zu einem der wenigen Zeltplätze auf La Palma, auf der anderen Seite auf großer Fläche mehrere Grillhäuschen, Feuerstellen, Spülbecken, Spielgeräte, Duschen, Tische und Bänke…in mehreren Hütten qualmen die Kamine, es wird gegrillt, gegessen und gelacht.

Im Kulturpark La Zarza y Zarcita bestaunen wir die Petroglyphen der Guanchen (Steinzeichnungen der kanarischen Ureinwohner), in La Tosca und Garafia die riesigen Drachenbäume, kraxeln auf dem Weg nach Los Tiles über umgestürzte Bäume, frösteln auf 1.200 m Höhe am Llano del Jable trotz tollem Blick über das Aridanetal, schaffen noch rechtzeitig nachmittags den Aufstieg zum Krater des Vulcano San Antonio und gelangen durch schwarze Lavalandschaft zum Leuchtturm und zur Saline von Fuencaliente.
Vor der Besichtigung der genossenschaftlichen Weinkellerei Teneguia probieren wir einen 22 Jahre alten Malvasia, der pro Flasche 120,00 € kostet. Wir testen im Glas bzw. Gläschen für 4,00 €…seeeeehr lecker, auch mittags um 13.00 h. Gekauft haben wir dann aber geldbeutel- und bootkompatibel doch nur je weiß und rot im 5-Liter-Schlauch.

Über landwirtschaftliche Wege der Bananenplantagen erreichen wir das zweitälteste Dorf San Andrés und kommen an der Promenade an einem alten Kalkofen vorbei. Der Reiseleiter einer kleinen österreichischen Wandergruppe erklärt, dass hier früher der Kalk aus und für Lanzarote gebrannt wurde. La Palma hatte kein Kalkvorkommen, Lanzarote kein Brennholz. Mit dem Schiff wurde der Kalk also zwischen La Palma und Lanzarote hin und her transportiert.
Noch ein erfrischendes Bad im Meerschwimmbecken Charco Azul und dann der steile Aufstieg nach Los Sauces; Dank unserer wirklich tollen App mit Buslinien und Fahrplänen hatten wir dort aber sogar noch Zeit für einen Belohnungssprung in die Pasteleria.

Gebacken wurde auch wieder an Bord und mit der Crew der „Sommerwind“ haben wir die Hälfte des frischen Körnerbrots gleich abends verputzt. Ein paar urlaubsfreie 😉 Stunden haben wir uns natürlich auch für Alltägliches gegönnt. Einkaufen, Prepaid-Karten aufladen (nicht ganz so einfach beim Anbieter Orange), zusätzlichen Bordauslaß für die Bilgenpumpe einbauen…und Waschen. Das ist hier etwas zeitintensiv mit nur einer Waschmaschine (Toplader) für die Marina. Da rennt jeder mehrmals hin und her, um irgendwann das große Los „Maschine frei“ zu ziehen. Hatten wir dann irgendwann und außerdem haben wir hier eines wirklich zur Genüge: Zeit.

In den nächsten Tagen geht es aber auch für uns weiter Richtung Gran Canaria. Da die ARC (Atlantic Rally for Cruisers) mit über 200 Booten am 25.11.18 in Las Palmas auf Gran Canaria Richtung St. Lucia in die Karibik startet, wollen wir zunächst in den Süden Gran Canarias. Wir sind zwar vom Unwetter des letzten Wochenendes auf den Kanaren (starker Regen und riesige Wellen) in Santa Cruz auf La Palma komplett verschont worden, wegen der im Norden aber wohl noch recht hohen Wellen und des für die nächsten Tage angesagten starken Regens werden wir wohl erst Freitag oder Samstag hier die Leinen loswerfen.

Und zum Schluß noch einige Eindrücke quasi vom Wegesrand.

About the Author

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.